Common – Electric Circus :: MCA/Universal
Es darf ruhig mal ein bisserl mehr sein, hat sich der New Yorker Rapper Common gedacht, als er in den legendären Electric Lady Studios sein fünftes Album aufnahm. Alles an Electric Grats“ klingt so verdammt edel durchdacht und geschmackvoll, dass man über dieser Platte ein Schild anbringen sollte: „Achtung, zukünftiger Klassiker!“ So guckt Common vom Cover wie ein bärtiger Isaac Hayes; die bunte Collage seiner Mitstreiter und Helden im Hintergrund erinnert an „5ergeant Pepper“. Der Vergleich greift auch musikalisch: Einen solchen Mix aus klugem Hip-Hop, Pop-Avantgarde, Retro-Soul und deutlichen Rock-Anklängen gab es bisher noch auf keiner HipHop-Platte. Jimi Was A Rockstar“etwa ist eine Hommage an Hendrix, mit hinterhältig verzerrten Gitarren, reduziertem Rockbeat, grandiosem Gospel-Chor und der einzigartigen Stimme von Commons Lebensgefährtin Ery kah Badu.“New Wave“ setzt auf direkte Gegensätze: Eine psychedelisch verdrehte Orgel signalisiert urbane Paranoia, dazu passend gibt Common den kämpferischen Straßenpoeten: „Revolution’s jumping in the parking lot.“ Der schwerelose Refrain – gesungen von JStereolabs Laetitia Sadier – erscheint dagegen wie ein sonniger Hoflhungsstrahl. Purer Pop. Das nostalgisch swingende „I Am Music“ lässt, mit Hilfe von Jill Scott, sogar die Tage des Cotton Club wieder aufleben.
Die Liste der verarbeiteten Einflüsse und Ideen ist mindestens so lang wie die der beteiligten Musiker: Prince, Mary J. Blige, The Neptunes, Cee-Lo, Zap Mama, Bilal und nicht zuletzt Amir „Guestlove“ Thompson von den Roots, der das Album zusammen mit Common, James Poyser und Jay Dee produziert hat. Statt auf muskelstrotzende „Realness“ zu pochen, verarbeitet „Electric Circus“ ein Jahrhundert der schwarzen Popkultur zu einem hochkomplexen Kunstwerk. Der Blick über den Tellerrand des eigenen Genres, der eigenen Kultur, ist hier so selbstverständlich wie auf den Platten von Love, Funkadelic, Sly & The Family Stone oder De La Soul.