Cornershop – Handcream For A Generation: Die Eckladenjungs überzeugen wiederum mit Multikulti-Allerlei :: WIIIJA/BEGGARS

Eigentlich haben es Cornershop kaum nötig, zum zehnjährigen Bestehen ihres Projekts mit solchem Konzept-Unfug zu kommen. Sie tun es trotzdem: Der 14-minütige Psychedelic-Funk-Rocker „Spectral Mornings“ – zugegebenermaßen ein Highlight ihres neuen Albums – wurde auf 24 Stunden ausgewalzt und einmalig über die amtliche Bandsite www.cornershop.com gestreamt. Irre, das erinnert direkt an die Acid-Tests der späten Sixties, die Nachgeborene nur noch aus den Büchern von Tom Wolfe (Außenperspektive) und Hunter S. Thompson (Selbstversuch) kennen. Und irgendwo ruft jemand etwas, das im lila Nebel wie „Schamhaare“ klingt. Muss eine Täuschung sein, genauso wie die Textzeile „People power in the disco hour“. Nein, letztere ist echt und beim Cornershop-Seitenprojekt Clinton geklaut.

Querverweise sind Programm, textlich wie musikalisch. So fleddern Tijnder Singh, Ben Ayres und Konsorten diesmal besonders gründlich diverse lebende und tote Klangkörper. Mit Glamrock-Riffs à la T. Rex untermauern sie die grandiosen „Lessons Learned From Rocky I To Rocky III“. Andernorts erklingt lärmendes Nölen wie von Velvet Underground auf Turkey, aber auch Tastentänze, die an Ray Charles in „Blues Brothers“ erinnern, der „die Action“ eines alten E-Pianos prüft und für gut befindet. Den funky Techno-Feger „Music Plus 1“ scheinen die Eckladen-Boys direkt aus der Underworld hervorgezerrt zu haben, und in „Motion The 11“ steckt ein ausgewachsener Reggae-Smasher, bei dem Norman Fatboy Cook vor lauter Remix-Lust feuchte Hände kriegen wird (so man ihn wieder ranlässt). Die Sitars und Punjabi-Vocals von „Brimful Of Asha“ – dem Hit, der Cornershop Popstar-Ruhm brachte (und den Beinahe-Nervenzusammenbruch) – tauchen im eingangs erwähnten „Speciral Mornings“ wieder auf. Der enervierende und geniale Hook des Vorläufers fehlt, dafür spielt Noel Gallagher ausgiebig an seiner Gitarre herum.

Der sexy stolpernde Asha-Boogie-Beat lebt auch in Tracks wie „Staging The Plaguing Of The Raised Piatform“ oder „Wogs Will Walk“ weiter. Fazit: „Handcream“ ist kaum schlechter als „Born Again“, es ist nur noch gehaltvoller (wie der Opener „Heavy Soup“ andeutet) – und vielleicht deshalb zunächst auch etwas schwerer zu lieben.

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