„Cosmopolis“ :: Print-Pop von Frank Schäfer

(Kiepenheuer & Witsch, 16,90 Euro) von Don DeLillo ist ein verstörender Rapport vom letzten Tag eines globalplayers, des brillanten, durch und durch amoralischen und eben deshalb milliardenschweren Börsenspekulanten Eric Packer. In seiner zur High-Tech-Schaltzentrale aufgerüsteten Stretchlimo kurvt er einmal quer durch New York, um zu seinem Friseur zu kommen und nebenbei viel Geld zu verlieren. Er, der bisher immer den zugrundeliegenden Logarithmus der Börsenwegungen gefunden hat, versteht auf einmal den Yen nicht mehr. Aber nicht nur der Markt spinnt, auch die Stadt ist völlig von der Rolle. Er kommt nur langsam voran, weil fanatische Globalisierungsgegner demonstrieren, der Trauerzug eines jüngst verstorbenen Rappers vorbeidefiliert, Dreharbeiten mit ein paar hundert nackten Komparsen eine Kreuzung verstopfen – und weil er immer mal wieder kurz anhält für einen Quickie mit einer seiner Gespielinnen bzw. seiner Ehefrau, die er eigentlich gar nicht kennt.

Ein surrealistisches Szenario, nicht zuletzt durch die blinden, ruhe- und völlig sinnlosen Aktionen Packers, der auf niemanden mehr Rücksicht nimmt, der es offenbar satt hat, nur noch auf der Suche ist vermutlich nach dem Tod. Ein vieldeutiges, avanciertes, mitunter bestechend formuliertes Buch, das sich aber – passend zum Sujet – kalt und distanziert liest, einen nie wirklich packt.

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