Cranberries :: Roses
Gefühliger Gitarrenpop: Die Iren überschätzen sich immer noch.
Dass die Cranberries nach zehn Jahren doch noch ein neues Album machen, ist nicht überraschend – kein Mitglied der irischen Band hat solistisch Nennenswertes hinbekommen, auch nicht Dolores O’Riordan. Und wenn vier oder fünf Leute zusammen eine gute Chemie entwickeln, ist das ein glücklicher Zufall, der fürs Leben reichen kann.
„Roses“, das insgesamt sechste Werk, macht dort weiter, wo die Band nach den Wirren der zweiten Hälfte der 90er-Jahre wieder angekommen war: bei sich selbst. Auf dem vom alten Kumpel Stephen Street produzierten Album überwiegen der Dreamy-Pop, die akustischen Gitarren und die Post-Smiths-80s-Licks der ersten beiden Alben. Es gibt einige schöne Lieder (und ebenso viel Prätentiöses) sowie ein paar glaubhafte Sentimente (und ebenso viel Kitsch). Naiv und emotional schlicht ist diese Musik; die Cranberries bzw. O’Riordan halten immer mehr von ihren Liedern, als wirklich in ihnen steckt. Diese gefühlige Selbstüberschätzung machte aber den Zauber von „Linger“, „Ode To My Family“ und sogar „Zombie“ aus, und er ist auch in neuen Liedern wie „Conduct“ und „Tomorrow“ ansatzweise spürbar. Wir wollen zufrieden sein: „Roses“ ist das beste Album, das die Cranberries machen konnten. (Universal) Jörn Schlüter
Beste Songs: „Conduct“, „Tomorrow“