Damien Jurado- I BreakChairs
Usus ist es ja genau umgekehrt. Ein Songwriter hat eine Band, die ihm irgendwann, so etwa nach dem dritten Album, nicht mehr genügt, weil es ihn nach anderen, meist filigraneren Ausdrucksformen drängt. Die Band bekommt ihre Papiere (oder zumindest länger Urlaub), der Songwriter macht sein Solo-Album.
Damien Jurado aber hat schon drei Solo-Alben gemacht, von denen zumindest die letzten beiden, „Rehearsals For Departure“ und „Ghost Of David“, jede wertige Tonträger-Kollektion zieren. Für sein viertes hat der Mann aus Seattle nun eine, tja, Rock-Band im klassischen Format um sich geschart, die als Gathered In Song (nach einer früheren EP) sogar einen Untertitel-Credit bekommt. Und die in den ersten drei Songs gleich loskrachen darf, als wolle Jurado partout beweisen, dass er bei Sub Pop doch an der richtigen Labeladresse (oder seine Punk-Vergangenheit noch nicht vergessen) ist.
Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, zumal seine Mitstreiter ja nicht unfähig sind. En detail aber wird der Songwriter und auch Sänger Damien Jurado in diesem Rahmen einfach austauschbarer, als er sein müsste. Erst Song Nr. 4, das knapp-eindringliche „Inevitable“, zwingt wieder zu intensiverem Hören. Jurado nimmt Tempo raus, Glockenspiel-Farben (in „Air Show Disaster“) durchbrechen das eintönige Riff-O-Rama. Erst im letzten Drittel, nach einer weiteren, ähem, „Grunge“-Strecke, finden sich dann noch zwei der Songs, für die man Jurado einfach lieben muss: „Parade“ und vor allem die bizarr-liebliche Love-Story „Like Titanic“, die von einer Spieluhrmelodie und auch von einem Arrangement getragen wird, welches die Geschichte um die womöglich dem Untergang geweihte Jenny wunderbar transportiert.
Fazit: Wäre „I Break Chairs“ein Debüt, man könnte die sympathische Zerrissenheit eines viel versprechenden Talents loben und neugierig auf den nächsten Schritt sein. Aber „I Break Chans“ ist halt kein Debüt – und „Rehearsals For Departure“‚ deshalb eher im Player, wenn einem der Sinn nach Jurado steht.