Damon Albarn :: Dr. Dee
Um das Tausendsassatum des Damon Albarn zu unterstreichen: Der Kerl hat es geschafft, zwei Jahre hintereinander als Headliner beim Glastonbury-Festival aufzutreten – mit unterschiedlichen Acts! Zwischen Rocket Juice & The Moon und neuen Gorillaz-Tracks nun noch das: eine Oper in Zusammenarbeit mit dem BBC Philharmonic Orchestra über John Dee. Dieser Mann war im 16. Jahrhundert fast alles: Mathematiker, Astronom, Philosoph, Spion, Berater der Königin Elisabeth I. Er prägte den Begriff vom „British Empire“ – kann man sich mit einem derartigen Multitasker, für den ein Begriff wie „Tausendsassa“ unangemessen zu sein scheint, auseinandersetzen, ohne dass es überambitioniert wird?
Natürlich nicht: Im Vergleich mit Albarns bereits zweiter Oper wirkt sogar „Biophilia“ von Björk wie ein Rihanna-Hitalbum. Wenn sich frühenglische Choräle erheben, wenn die Kirchenorgel für Demut sorgt, wird jeglicher Spaß zu Grabe getragen. Moderne westafrikanische Drum-Sounds stiften mehr Verwirrung, als dass sie für Auflockerung sorgen. Und dann erwacht auch noch ein Countertenor zum Leben! Eine aberwitzige Erscheinung, der man das Vogelgezwitscher vorzieht, mit der „The Dancing King“ und das Album enden. Ach, wie wünscht man sich, dass ein vertonter Monty-Python-Gag zwischendurch die Kunstergebenheit auflöst! Entspannt wird es nur, wenn die Orgel in „Saturn“ plötzlich den Gorillaz-Groove nachahmt und Damon Albarn selber singt – und zwar so, wie man es von ihm kennt. „Apple Carts“ könnte es dabei durchaus mit „Tender“ und „Out Of Time“ aufnehmen.
Dr. Dee war fast alles – nur kein Rocker. Und eigentlich möchte die Welt doch nichts anderes als ein neues Blur-Album.