ROLLING STONE Guide

Die besten Alben von Blur und Damon Albarn

Eine Übersicht der wichtigsten Albarn-Alben – bevor das neue „Darren“-Album erscheint

Essenziell

Blur – „The Great Escape“ (1995)

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„Roll With It“ von Oasis ist kein herausragender Song, aber er ist etwas besser als „Country House“, der größte Hit, der Blur je gelang. Eine ironische Ode an den Aufstieg und den Luxus des Reichtumverwaltens auf dem Land; bei vielen blieb aber eher die Humptata-Melodie hängen. Warum der Oasis-Vergleich wichtig ist? „Country House“ vs. „Roll With It“ befeuerte den legendären (und lächerlichen) „Battle of Britpop“, Blur landeten in den UK- Charts auf der Eins, Oasis auf der Zwei. Abgesehen davon demonstriert das vierte Blur-Album jene unwahrscheinliche Mischung aus Kleinkünstlertum und Größenwahn, Chuzpe und experimenteller Neugierde, die Albarn zur wichtigsten britischen Stimme seiner Generation machen würde. Für „Ernold Same“ engagierte er den demokratischen Sozialisten und späteren Londoner Bürgermeister Ken Livingstone als Erzähler. Ob die Orchesterklänge von „The Universal“ das Cello-Ensemble von Oasis‘ „Wonderwall“ ausstechen, ist Stoff für Streitgespräche. Aber die Verbindung von Pop und Klassik inspirierte mindestens Pulp für ihr späteres Album „This Is Hardcore.“

Blur – „Blur“ (1997)

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Es war Magie im Spiel: „Song 2“ dauert 2:02 Minuten und verweilte in den UK- Charts selbstverständlich auf – Platz 2. Und doch sprach alles gegen Blur: College-Rock war so out wie dessen Vorreiter Pavement, die Vorbilder von Gitarrist Graham Coxon. 1997 kündigte sich am Horizont bereits Nu Metal an. Aus der Narrenfreiheit kreierten Blur psychedelische Beatles Hymnen mit Feedback („Beetlebum“), einen Major Tom, der angekommen zu sein scheint („Strange News From Another Star“), und Vaudeville mit Albarn in der Rolle als Zirkusmeister aus der Hölle („Theme From Retro“). Der Rivale Noel Gallagher klassifizierte den Erfolg in seiner Punktrichter-Art so: „‚Song 2‘ is good, ‚Beetlebum‘ is great.“

Blur – „13“ (1999)

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An die Stelle des langjährigen Mitstreiters Stephen Street rückte der für wenige Jahre begehrteste Produzent des ausgehenden Jahrtausends, William Orbit. Dieser kons- truierte ein Album-Album, eine Collage aus Loops und Soundflächen, die sich weniger in Songs als in Stimmungen einteilen lässt. „Tender“ ist das Juwel ihrer Diskografie: ein Gospel als Hymne auf die Lie- be – obwohl sie nicht erblüht, sondern erloschen ist? Genial! Auch der Art-Rock von „Battle“ erinnert eher an ein Rückzugsgefecht als an eine Schlacht. „1992“ ist eine Hommage an das frühere Lied „Sing“ und ein Verweis darauf, dass Albarn sich nach unschuldigen Zeiten sehnte. Allein der Klang von „13“ ist zeitlos-brillant.

Gorillaz – „Demon Days“ (2005)

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Es sollte 14 Jahre ab Karrierebeginn dauern, bis Damon Albarn erstmals einen Top-Ten-Hit in den amerikanischen Album-Charts erzielen würde (Platz 6). Das Debüt der Gorillaz von 2003 („Gorillaz“) ist zwar genauso gut wie diese zweite Platte, aber die Dringlichkeit der in Dance-Tracks verpackten Botschaften war ihrer Zeit voraus: Waffenfetischismus, New-Media-Gadgets als neue Gottheiten und ein Faschist als (amerikanisches) Staatsoberhaupt. Die ganze Welt ist schlecht. Dass Albarn und der Illustrator Jamie Hewlett hinter Comicgestalten verschwanden, bildete die Grundlage für den Erfolg: Sie waren Clowns, keinen Deut besser als die Irren da draußen.

Lohnend

Blur – „Parklife“ (1994)

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Albarn, der Heimatdichter. Inspiriert wurde er von Menschen, die er auf den innerstädtischen Grünflächen Londons sah: Büroleute auf dem Weg zur Arbeit, ausgelaugte Nachtschwärmer. Für den Titelsong wurde der in die Jahre gekommene „Quadrophenia“- Mod Phil Daniels als eine Art singender Querulant engagiert, Blur wurden so zu einer Band, die tradierte britische Subkultur mit Nineties-Pop zu paaren vermochte. „It’s got nothing to do with Vorsprung durch Technik, you know“ war ein Seitenhieb auf U2 und ihr megalomanisches „Zooropa“-Projekt aus dem Jahr zuvor.

Gorillaz – „Plastic Beach“ (2010)

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Die spektakuläre Vorabsingle „Stylo“ brachte die Soul-Ikone Bobby Womack einer neuen Generation von Hörern nahe. Der Legende nach durfte er singen, was er wollte. Er entschied sich für eine improvisierte politische Tirade und wurde danach im Studio ohnmächtig. Das letzte wichtige Gorillaz-Album enthält die zu erwartende Qualität an Gaststars (u. a. Snoop Dogg, Lou Reed und Mark E. Smith) und vereint zu viele Stile, um sie hier aufzuzählen. „Plastic Beach“ war auch ein Plädoyer für Umweltschutz. Albarn nahm Geräusche von Möwen auf, die sich durch Müllhalden wühlen, und ließ sich angeblich von Ratten und Schlangen stimulieren, die sich in Plastiktüten einrichtete.

The Good, The Bad & The Queen: „The Good, The Bad & The Queen“ (2007)

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Das Debüt der Band mit Clash-Bassist Paul Simonon, Verve-Gitarrist Simon Tong und Tony Allen am Schlagzeug, produziert von Danger Mouse. Viele hofften, Albarn werde nach dem vermeintlichen Ende von Blur eine neue Rock-Karriere initiieren – dabei bedingt gerade die individuell starke Besetzung einer jeden Supergroup, dass selten Zeit für längerfristige gemeinsame Projekte bleibt. Mit „Merrie Land“ erschien 2018 ein letztes, ebenso gutes Album: Lieder über die dunkle Seite der Britishness, Elitismus, und an die Stelle von Wassersport und „Parklife“ trat eine Band-Ästhetik mit Industriebildern aus dem Viktorianischen Zeitalter.

Ergänzend

Blur – „Think Tank“ (2003)

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2003 markierte die Geburtsstunde von Albarn als Weltmusiker, mit dem Gorillaz-Debüt und dieser auch in Marrakesch aufgenommenen Platte, zu der Coxon vor seinem Abschied den besten Song beisteuerte („Battery In Your Leg“). Albarn postete stolz Fotos von seiner mit nordafrikanischem Essen angefutterten Plauze.

Blur – „The Magic Whip“ (2015)

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Das erste Blur-Album mit Coxon seit 16 Jahren wird oft mit der entschuldigenden Anmerkung versehen, die zwölf Songs seien in einer auf wenige Tage beschränkten Session entstanden. Na und? Es ist doch alles drin: Indie-Rock, Disco, Kraut und ein Blick auf geopolitische Friction („Pyongyang“). Souveräner Abgang.

Schwächer

Damon Albarn – „Everyday Robots“ (2014)

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Fast schon tragisch, dass der Mann der vielen (Band-)Projekte ausgerechnet mit seinem ersten Album unter eigenem Namen nicht recht überzeugte. Folk ist seine Sache nicht, Indie-Folk auch nicht. Gerade in Songs, die seine Erfahrungen in Tansania widerspiegeln sollen, klingt er wie ein Tourist, der afrikanische Lieder nachempfindet („Mr Tembo“). Schelmisch eingefügte Oscar-Wilde-Zitate machen das Werk nicht besser.

Film

Blur – „No Distance Left To Run“

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Warts-and-all-Doku über die Reunion-Tour von 2009, also ein Film vor allem über die Reunion von Gitarrist Coxon und Sänger Albarn. Die Heimvideo-Veröffentlichung ist noch essenzieller, sie enthält auch den Homecoming-Gig im Hyde Park. „You look beautiful in the sunset“, sagt Albarn zur Menge, dann beginnt „Girls & Boys“, und es gibt kein Halten mehr.

Preziosen

Raritäten & Obskuritäten

„Rocket Juice & The Moon“

Wenig beachtete Supergroup mit wenig beachtetem gleichnamigen (und guten) Debütalbum von 2012: Albarn, Flea von den Red Hot Chili Peppers und Drummer Tony Allen.

„Eine Kleine Lift Musik“

Launiges Instrumental aus den „Great Escape“-Sessions. Kein Fahrstuhl-Bossa-nova.

„Morricone“

Hymne an den italienischen Soundtrack-Komponisten. „Think Tank“-Überbleibsel, mit Gänsechoor-Gesang und Poliziottesco-Flair.

„Dr. Dee“

Albarns erste Opernarbeit datiert auf 2011. John Dee war Hofastrologe und königlicher Berater von Elisabeth I.

„Kissin Time“

Auf Marianne Faithfulls gleichnamigem Album von 2002, eine Co-Komposition mit Blur.

„Room On Fire“

Albarn soll – nicht verwendeten – Background-Gesang für das zweite Strokes-Album aufgenommen haben. Klingt wie ausgedacht – die Band arbeitet nicht mit fremdem Background-Gesang.

„London Pride“

Cover der patriotischen Noël-Coward-Hymne, komponiert während des „Blitz“ 1941.

„Leviathan“

Unveröffentlichter Gorillaz- Song von 2009, mit The Horrors und Gruff Rhys. Eine Demoversion ist in der Doku „The Making of Plastic Beach“ zu hören.

Weitere Highlights

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