Dan Bern – Breathe
Weltmüde ist ein schönes, deutsches Wort. Dan Bern hat jetzt ein Album gemacht, das schön zu diesem Wort passt. Auf „Breathe“ hält ein sonst gern so Atemloser wohl notgedrungen inne, ziemlich verwirrt, chronisch erschöpft, von Traumbesuchern verfolgt. Musikalisch irre unspektakulär und den Folk trocken rockend, tief in den Spuren des großen Bob und dabei doch immer er selbst. Funktional ist das, ganz im Dienste der zehn Songs, die persönliche Hunds- und Regentage auch noch mit reichlich Unbehagen an den Zeitläuften beschweren und dabei doch auch leicht wirken (im doppelten Sinne), mal mit viel Raum für Berns wieder satt schnurrende Assoziationsketten („Past Belief“), mal klassisch verknappt („Tongue-Tied“, „Remember Me“). Resignation? Das denn doch nicht.
In „Suicide Room“ mietet sich der funkenlose Protagonist bewusst eine Wohnung, in der zuvor zwei Lebensmüde ihrem irdischen Treiben selbst ein Ende bereiteten – eine Übung in stoischem Durchhalten und stillem Trotz. „Figured If I can’t beat this world, I can beat this room“, singt Bern und variiert Springsteens „Racing In The Street“, nur ohne die Verheißung der Straße: „Some men fall, some men fight, some just carry on.“ Einfach weitermachen, nachdem ein paar Illusionen baden gingen. Bern brennt nicht aus, aber auch nicht mehr einfach so durch (mitsamt den Sicherungen). Der Titelsong trieft mit Frauen-Chor vor koketter Selbstironie, wenn er seine Tage als selbsternannter Messias rekapituliert. „I walked on water and OK sank, turned wine into whisky and drank, drank, drank.“ Kein Wunder, dass der Mann jetzt erst mal ein bisschen durchatmen will. Seine sarkastische Weltsicht hat sich Bern dabei erhalten, aber er treibt sie nicht mehr so gnadenlos auf die Spitze(n), und wenn doch, wie mit der ätzenden Sentenz „there’s nothing innocent about a new born babe that a few years here can’t cure“, kommt es einem vor, als ertappe er sich gerade dabei, schaue sich selbst über die Schulter und beschlösse, dass da irgendwo doch noch ein bisschen Trost rumliegen muss.
Mit „Remember Me“ ist ihm jedenfalls sein wohl schönstes Liebeslied gelungen, das unverstellteste allemal. „If I’s a bird I’d make a nest in your hair and come home to your head every night. (…) If I’s a tree I’d shake whenever you walk under, and Cover you with leaves til I had none.“ Kann ein Mann, der noch so viel romantische Poesie in einer Sehnsuchts-Melodei aufsteigen lässt, schon verloren sein? Kaum. Auch wenn er sonst gerade ein Flugzeug ohne Landeplatz ist, die Klamotten eines anderen trägt und vergeblich wartet, dass der Mann da im Spiegel endlich mit ihm spricht. Ist wohl auch weltmüde, der Typ.