DAN BERN – Fifty Eggs :: COLUMBIA/SONY

Der Reflex ist immer derselbe. Kaum taucht mal wieder einer auf mit Akustik-Gitarre und auch noch Mundharmonika, der sich seine Reime nicht aus dem Standard-Handbuch für ach so sensible Songwriter holt und diese mit näselndem Impetus hinwirft, muß das natürlich sofort wieder der „neue“ Dylan sein. Oder irgendwas in der Richtung.

„Fifty Eggs“ ist jedenfalls die neue, zweite Bern und macht selbst naheliegende Vergleiche ziemlich überflüssig. Und wenn es doch sein muß: Als Sport-Fan ist der Alte (abgesehen von „Hurricane“) nicht unbedingt in die Annalen eingegangen – Bern aber huldigt den Michael Jordans und Jackie Robinsons all over theplace, wenn er sie nicht gleich explizit im Titel vorführt wie „Tiger Woods“ (Dicke-Eier-Groteske mit schöner Madonna-Referenz) und „Monica“ (Elegie auf die Tragödie der Seles).

Wichtiger für den 32jährigen Mann aus Santa Monica ist ohnehin, daß er in Ani DiFranco eine verwandte Seele als Produzentin gewonnen hat, die mit bewährten Mitstreitern (wie Andy Stochansky, Jason Mercer, Sara Lee) oft nur das Nötigste tut und manchmal (etwa mit einem Toy Piano) auch ein bißchen mehr. Und die bestimmt amüsiert hinter der Scheibe gewacht hat, als ihr Schützling den Hype um die „Chick Singers“ aufs Korn nahm. „Sometimes these days don’t it seem like it’s enough for girls to love a girl or use the F word prominently, masturbate in public or learn guitar tied up to a post“, spottet Bern rasant ohne den wesentlichen Kräften des Geschehens seine Anerkennung zu versagen.

Das ist vielleicht seine Stärke: eindeutig sein, aber nicht einseitig. So gehen auch Sentiment und Sarkasmus prima zusammen, etwa in der autobiographischen Ode an „Oh Sister“, wo es irgendwann unter dem Kapitel „Zukunftswünsche“ heißt: „I hope you meet some nice guy who treats women better than I do/ I don’t even care if he’s a jew or not.“

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