Dan Bern – Fleeting Days :: Cooking Vinyl

Die Flüchtigkeit der Tage muss einem besonders bewusst sein, der so lebt wie Dan Bern. Ruhelos unterwegs, rastlos produktiv, immer auf dem Sprung nach dem Happen Geschichte, der – wenn schon nicht gemacht -, so doch mindestens beobachtet, kommentiert, neu verortet gehört. So möchte man Dan Bern zurufen: Halt mal inne. Junge!

Dass sich dieser Impuls nach diesem Album einstellt, ist natürlich kein Zufall. Boshaft gelaunt könnte man formulieren, dass Dan Bern mit seiner Band The International Jewish Banking Conspiracy auf „Fleeting Days“ in 13 Songs – mehr oder weniger – nur drei Songs variiert und es dabei bewenden lassen. Den (frühen) Costello-Song (öfter), den (frühen bis mittleren) Dylan-Song (auch öfter), und den (mittleren bis späten) Springsteen-Song (nicht so oft).

Da ich aber selten wirklich boshaft werden mag – und bei dem supersympathischen Dan Bern schon gleich gar nicht -, verweise ich gern noch darauf, dass J Need You“ (Dylan) wirklich einen schönen Country-Groove hat. Dass sich „Fly Away“ redlich um furiosen Storyteller-Duktus müht (aber ein „God Said No“ auch einem Dan Bern nicht jeden Tag aus der Feder fließt). Nun muss er nur noch lernen, dass es kein Gesetz gibt, das Künstler innerhalb von zwölf Monaten nach dem letzten („New American Language“) zur Veröffentlichung eines neuen VCferkes zwingt.

Wer aber auch nach „Fleeting Days“ noch mehr will von Dan Bern: Die Erstauflage kommt mit „My Swastika EP“, die u. a. eben jenes von den Nazis missbrauchte rock’n’rollend als Friedenssymbol reklamiert, solo Mut für eine Nacht im „Jail“ macht und mit dem „Talkin‘ Al Kida Blues“ auch gleich George W. Bush post 9/11 trockenhumoristisch ins Visier nimmt. Und trifft wie Dylan anno 66. Diese EP hätte es auch erst mal getan. Und die quälende Erinnerung an „Lithuania“ ist besser als alles auf dem Hauptwerk.

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