Dan Bern – Smartie Mine

Hat einen amerikanischen Sinn für Humor, der Mann. Aber für einen, der den kulturellen Ödnissen des Mittelwestens entfleucht ist, fast schon wieder einen britischen. Kaum ein Song ohne Selbstironie satt, und davon gibt es auf „Smartie Mine“ immerhin 23. Plus fünf Fremdkompositionen, die allerdings ziemlich aus der Art schlagen: Blues, nachempfunden, aus der Feder von Lightnin‘ Hopkins, Fred McDowell und Reverend Gary Davis. Famos der Prolog zu Sam Hopkins‘ „Airplane Blues“, in dem Bern erzählt, wie er in jungen Jahren erstmals nach New York City kam und dort Lightnin‘ live erleben durfte, eine Woche bevor der das Zeitliche segnete. Hopkins habe ihm damals mehr bedeutet als sein eigener Vater. Wow.

George Harrisons „Blue Jay Way“ lässt er aus einer etwas fadenscheinig synkopierten, hingeschluderten Version von“Cocö/««ß/ucs Ä wachsen, clever, ohne Übergang, aber wie des öfteren leider mit unnötig verfremdeter Stimme. Soll wohl kolorieren, suggeriert jedoch eher Beliebigkeit Die eigenen Tunes sind meist flapsig, die Texte voller Absurditäten, nie böse, nicht selten aber bissig. Machowahn und Heroenkult in „Tiger Woods“, Pittoreskes und Perverses in Politik und Glauben (nicht nur) in „True Revolutionaries“. Dabei befleißigt sich Dan Bern gern Dylanscher Diktion, nicht unabsichtlich natürlich, aber noch spielerischer und schalkhafter als auf den beiden Vorgänger-Alben. „Talking Woody, Bob, Bruce, Dan Blues“ thematisiert den Komplex, treibt Schabernack mit der Traditionslinie, in die der Künstler nicht grundlos gestellt wird. Sein Label wuchert gar damit. „Attraktiv für Bob Dylan-Fans“, verheißt ein „Sales Facts“-Info zu „Smartie Mine“. Ist nicht mal gelogen.

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