Darkel – Be Friends
Das französische Duo Air genießt seit zehn Jahren einen recht guten Ruf – vor allem unter gestressten Angestellten. Das Debütalbum „Moon Safari“ wirke am besten, erklärte Jean-Benoit Dunckel damals schlau, wenn man beim Hören entspannt in einem Swimmingpool treibt und „ab und zu auch mal untertaucht – das gibt tolle Soundeffekte“.
Nun hat der 37-Jährige aus Versailles unter dem Namen Darkel sein erstes Soloalbum fertiggestellt, ganz allein, ohne nennenswerte Unterstützung. „Be Friends“ klingt, als könne man dazu nicht nur im Pool treiben, sondern auch ganz gut in einer Hängematte schaukeln und dabei in die Sonne blinzeln. Tatsächlich heißt einer der Songs „My Own Sun“. Dunckel singt ihn mit einer etwas überforderten Kopfstimme, die sich obendrein noch etwas aufgeregt anhört, so als feierte er gerade seinen 12. Geburtstag. Juchhu, gleich gibt’s Geschenke!
„Earth“ fällt ein wenig aus dem kuscheligen Rahmen, weil der Beat hier mehr im Vordergrund steht als bei den anderen Stücken des Albums. Dazu hören wir melodramatische Streicher wie aus einem Robert-Siodmak-Film, Dunckels monotoner Sprechgesang erinnert an ein Beschwörungsritual. „Beautiful Woman“ besitzt ebenfalls einen gewissen Wumms, ist aber letztlich zu zaghaft, künstlich und naiv. Dann lieber die verträumte Sehnsucht von „How Brave You Are“, bei der zart ein Piano tröpfelt und die Streicher nach „I’m Not In Love“ schmecken, einem 30 Jahre alten Popklassiker, 10cc hatten damals ähnliche Ideen im Kopf wie ihr Schüler Jean-Benoit Dunckel. Neueste Technologien und Klänge sollten nicht allein an schwer konsumierbare Avantgarde-Werke verschwendet werden, sondern den Pop erneuern. So wie Brian Wilson oder die Beatles das vorgemacht haben. Bei „TV Destroy“, dem exotischsten Stück von „Be Friends“, spürt man den Einfluss der „Taking Tiger Mountain“-Phase von Brian Eno – einem der absoluten Über-Idole Dunckels.
Insgesamt sind diese leichten Song-Souffles recht hübsch anzuhören, sie bleiben dabei aber auch so harmlos und unpersönlich wie die Beschallung bei Starbucks oder Habitat. Ein paar herausragende Melodien und ein offensichtlicher Hit hätten Darkel sicher nicht geschadet. Anfang 2007 soll ein neues Album von Air in die Läden kommen das hoffentlich überzeugender wird. Falls nicht ein Neunziger-Revival zu Hilfe kommt, droht den freundlichen Franzosen sonst das Schicksal von Zeitgenossen wie French House, Afterwork-Clubs und den niedlichen Tamagotchis. (