Das weiße Rauschen, Regie: Hans Weingartner :: (Start 31.1.)

„Ich will jetzt ‚Taxi Driver‘ sehen, sofort!“ – „Aber heute läuft nur ‚Rebecca'“. Die nette Dame an der Kinokasse muss um ihr Leben furchten, als Lukas (Daniel Brühl) ausrastet – nur weil er zwei Filmplakate verwechselt hatte. Beim Date mit einer Kommilitonin wollte der leicht aufbrausende, lebensuntüchtige Naivling aus dem Sauerland dem Mädchen imponieren und erlebt ein Debakel. Was wie eine der vielen Coming-of-age-Geschichten aussieht, mit denen wir zur Zeit belästigt werden, ist die einfühlsame Fallstudie eines Geisteskranken. Der Regisseur bewegt sich auf dünnem Eis: In wie weit sind filmische Psychogramme dieser Art für uns relevant oder einfach nur exotisch in ihrer bizarren Singularität? Dem Debütanten Weingartner gelingt es mit direkter Digitalkamera und rauer Ästhetikjedoch, uns in Lukas‘ endlosen Albtraum hereinzuziehen. Der Grünschnabel zieht zu seiner älteren Schwester in eine WG, scheitert bei der Immatrikulation, experimentiert mit Drogen, hört auf einmal Stimmen. Es wird Schizophrenie diagnostiziert, doch bald setzt Lukas die Pillen ab und springt von der Rheinbrücke. Er wird von einer Hippiekommune aufgefischt, die ihn mit nach San Sebastian nimmt. Nur hier, am idyllischen spanischen Strand, entgleitet der Film zur Verklärung: Denn mit dem „weißen Rauschen“ ist nicht die Brandung gemeint.

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