David Grubbs – A Guess At The Riddle

Der Ausblick zuerst den Schluss mal an den Anfang gestellt die „Coda (Breathing)“, letzter Titel von David Grubbs‘ neuem Album „A Guess At The Riddle“: Hier steht man wie an irgendeinem Ende der Welt und hört nur Rauschen. Der Wind mit seinen stillen Schreien. Sacht anschwellender und abebbender Sound. Einatmen. Ausatmen. Den Puls langsam senken. Einfach sein.

Nun sollte man sich diese Platte allerdings nicht als Entspannungsbecken für uns zivilisationsbedrängte Naturen vorstellen, auch wenn sich der Klang hier wohliger anfühlt als das meiste, was David Grubbs bis dato gemacht hat, mit den Hardcore-Existenzialisten Bastro und das dann zusammen mit Jim O’Rourke weiter dekonstruierend bei Gastr del Sol und natürlich bei The Red Krayola, was insgesamt ein gewaltiges Trümmerfeld an sperrigen Experimenten ergibt, das eben auch wieder in Songs ausgedeutet werden kann. Bei David Grubbs sind das zurückhaltende Lieder. Zuerst mögen die sogar ein wenig fremdeln, doch bereits im zweiten Hören scheinen sie in ihrer besonderen Qualität des Unaufdringlichen, in der Präzision des Beiläufigen um einiges plausibler als alle Unmittelbarkeit in ihrer Hemdsärmligkeit oder ein groß glotzendes lyrisches Ich.

Manchmal reichen David Grubbs eine Hand voll Klaviernoten, knapp gehaltene Elektronik und minimale Perkussion. Eine ungemeine Ökonomie der Mittel, und den Sound dabei so sorgsam ausbalanciert wie auf den frühen Pop-Platten von Eno, was nun auch nicht gerade auf die Holzklasse „Liedermacherei“ hindeutet. In aller Vorsicht würde ich die Songs von David Grubbs deswegen als gelungene Versuche im Kunstlied hören wollen, das man ja nicht unbedingt immer knödelnd versnobbt und als Gartenlaube lesen muss.

Denn hier geschieht in einer Verschmelzung von Tim Buckley und Tortoise, von dem Bittersüßen der (doch, wirklich) Mamas & Papas und dem versponnenen Druidenfolk der Incredible String Band, von John Fahey und Brecht/Weill wirklich Elementares: eine Annäherung an die Schönheit als solche. In „Magnificence As Such“, der Coverversion eines Songs von Mayo Thompson, scheint sie auf „A Guess At The Riddle“ in ihrer zarten Zerbrechlichkeit auf. Ein Rätsel. Wird man immer wieder lösen wollen.

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