Declan O’Rourke – Since Kyabram

Die Iren stehen Kopf, Paul Weller hat ihn fast adoptiert, und die britische Presse reicht Vergleiche rein, die von Bruce Springsteen bis Nick Drake und Nat King Cole reichen. Ganz schön viel Aufregung um einen Mann, der seine Songs oft so schön unaufgeregt darbietet. Und der ausgerechnet dort am Unaufregendsten klingt, wo er sich selbst ein bisschen Wallung abtrotzt. So bleibt die (selbst-)verliebte Euphorie von „No Brakes“ letztlich konventionell, während zuvor „Your World“ immerhin unverschämt poppig ist und dabei so klingt wie eine dieser kreisenden Kamerafahrten um ein küssendes Paar, das sich dann doch noch gefunden hat, nach allerlei Irren und Wirren.

Declan O’Rourke ist gleich präsent auf „Since Kyabram“, mit drei Folk-inspirierten Akustik-Stücken, getrieben von delikaten Streicher-Spitzen, sicher getragen von einer Stimme, die um ihre raureife Zauberkraft weiß und gerade deshalb in Understatement verharren kann. Doch erst „We Didn’t Mean To Go To Sea“, der zentrale Song des Albums, dringt ganz zum Kern seiner Kunst vor. Eine Liebe als Nussschale aufwogender See, und O’Rourke wirft einen tiefen, langen Blick hinein in die Nachmittage, die zu Tode verbluten, und auf jenen Moment des jähen Erwachens, da plötzlich alles zu spät ist. „When we awoke we had been drifting“, singt er nur und sagt damit doch alles. Danach kommt zum Luftholen ein kleiner Country-Flirt wie „I-Way Minds“ gerade recht. „Love Is The Way“ ist leider so banal wie der Titel, „Sarah (Last Night In A Dream)“ variiert die gute, alte Geschichte von der Lady und dem Jüngling gekonnt, und das zäh schleichende „Everything Is Different“, so benommen und mitgenommen gesungen wie ein Liebes-Verlust halt machen kann, gerät noch einmal vorzüglich.

Und dann, zum Schluss, treibt es Declan O’Rourke auf die Spitze mit dem Meer, mit dem Tod. mit der Sehnsucht, mit „Marrying The Sea – Til Death Do Us Part“. Man hört nur die Brandung und den Bräutigam, der a cappella singend niederkniet, doch – ach – zunächst vergeblich wirbt. Denn „so many men have taken my hand, and so many left me for the land“. In der dritten Nacht aber erhört die Braut ihn doch noch und umfängt den Barfüßigen mit offenen Armen, denn „Sure, what have I to lose?“ Danach eine putzige Instrumentalcoda und dann nichts als Meeresrauschen. Oder ist es nicht doch ein langer Stoßseufzer von Van Morrison?

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