Devendra Banhart :: Rejoicing In The Hands

Seit Mel Gibsons Martial Art mag das kein Karriereziel mehr sein, aber dieser junge Mann hier könnte auch als Jesus-Darsteller reüssieren, in einem Sandalen-Film, in dem er wenig sagen muss und um so schöner gucken kann und aussehen darf. Womöglich ist Devendra Banhart aber auch nur der nächste Songschreiber-Messias. Und damit weit gekommen für einen, der seine musikalische Laufbahn einst mit einer Karaoke-Version von „Hotel California“ begann.

Geboren in Texas, aufgewachsen in Venezuela, benannt nach einem indischen Mystiker. Kunst-Schule in San Francisco, ein bisschen Modeln in LA., jetzt Musik in New York City. Auch eine amerikanische Biografie. Seine ersten Songs konservierte der 23jährige Bohemien angeblich auf Anrufbeantwortern von drängelnden Bekannten.

Die werden eine Endlosschleife daraus gemacht haben. Denn man kommt ja kaum los von dieser Stimme, hat man sie einmal vernommen. Banhart kultiviert ein irritierend androgynes Flattern und Flehen, das von Billie Holliday ebenso inspiriert scheint wie von Marc Bolan. Wobei „kultivieren“ aber schon zu weit geht, denn wie sagt er selbst: „This is the sound that swims inside me.“ Und wenn er mit dieser Stimme „you’re here to get this baby dancin“ singt, immer und immer wieder, und immer enervierender, dann liegt diese unerträgliche Spannung im Raum, die noch nicht wissen kann, ob das Baby nun doch noch mal tanzen oder lieber gleich sterben wird. Dazu fast nur eine fingergepickte Gitarre, gelegentlich umgarnt von Piano, Bass, dezenten Streichern. Ausnahme: Der Drive von „Fall“. Und in spanisch geht’s auch („Todos Los Dolores“).

Was singt Banhart? Ziemlich egal. Aber oft herrlich kryptischen Unsinn, über lachende Zitronenbäume und von tanzenden Zähnen, denen er mal zeigen will, was eine richtig gute Zeit ist und so. Einer flog übers Kuckucksnest und hat mitgeschnitten, vielleicht aber auch nur der ganz normale Wahnsinn. Dies ist schon sein zweites Album. Das Debüt hatte einen sehr langen Titel, der mit“Oh Me Oh My…“ beginnt.

Der beste Song ist wohl der letzte dieser 16. Er heißt „Child“ und beginnt mit denselben (Piano-)Akkorden wie „Verdamp Lang Her“. Und wie unendlich dankbar und froh ist man dann, nicht Wolle Niedecken hören zu müssen! Sondern diese Stimme von Devendra Banhart Sie werden vielleicht träumen von ihr. Und womöglich davon aufwachen – in kaltem Schweiß, aber mit einem guten Gefühl.

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