Die Fantastischen Vier :: Fornika

Ein gutes, zeitgemäßes Album der liebenswerten Unvermeidlichen

Die überdeutliche Abschiedsmetaphorik im letzten Song, „Was bleibt“, könnte darauf hinweisen, dass dies die letzte Platte der Fantastischen Vier ist. Wäre das schade? Ja, weil sie die ernstzunehmendsten, liebenswertesten der deutschen Unvermeidlichen bleiben. Weil eine alternde Infantilen-Gruppe interessant wäre. Nein, nicht schade, weil die Grenzen des Projekts bis in kleinste Winkel ausgereizt erscheinen. „Fornika“ ist eine gute Platte, aber sie hängt in einer Balance, an der nicht zu rütteln ist.

Bekannte Fixpunkte: der scharfsinnige, dann alberne Smudo, der ins Transzendente zielende Thomas D, der streetwise-konkrete Michi Beck. And.Ypsilon ist der Musiker – ihm und den Gastproduzenten verdanken sie es besonders, dass die Platte auf sehr nicht-übereifrige Art zeitgemäß klingt: klackernder Minimalismus, kontrollierte Rock-Szenarien, das Pathos ist immerhin fein geschichtet. Man hört ja förmlich raus, wie sie ihre Platten machen, lustig beisammen, sich gegenseitig austarierend. Ein kompletter Balla-Balla-Track wie Smudos „Du mich auch“ ist aber wesentlich effektiver als „Nikki war nie weg“, in dem sie Nicki-Stoff und Nicki Hilton vergleichen, Falcos „Amadeus“ umdichten – da hat sich der eine nicht getraut, die flachen Gags des anderen zu kritisieren.

Dass sie kokett ihr Älterwerden reflektieren und Thomas D verbal-dramatisch den Drogen abschwört – es wirkt pflichtschuldig, klingt auf „Fornika“ trotzdem gut, obwohl die surrealen, düsteren Stücke der zweiten Hälfte am grandiosesten sind. Auch wenn Günther Amendt im Titelsong ausgerechnet Michael Jacksons „Thriller“ übersetzt. Die Eighties-Nostalgie teilen sie eben mit ihrer unverbesserlichen Ü3O-Zielgruppe, und wenn kurz vor Schluss dann sogar ein Paar besungen wird, dass sich über die gemeinsame Liebe zu den Fantastischen Vieren kennenlernt, verliert, wiederfindet, dann ist das ein schlauer Zug: Das, sagen die Vier, bleibt von einer Band, wenn sie nicht mehr da ist. Was zu beweisen war.

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