Die Fantastischen Vier :: Jubiläumseditionen: Jetzt geht’s ab!/Vier gewinnt/Die 4. Dimension/Lauschgift/4:99/Viel/Fornika

Immer noch amüsant: Jubiläums-Editionen der Studio-Alben „Schönen guten Abend, meine Damen und Herren/ Wir machen Rap-Musik, und wir hören sie auch gern“ mit diesem recht simplen Bekenntnis begann das Debüt der Fantastischen Vier. „Jetzt geht’s ab“ (3) erschien 1991, aber weil die Fantas schon zwei Jahre vorher zusammengefunden hatten, wird das Jubiläum 2009 gefeiert. Die grottige Cover-Compilation „A Tribute To Die Fantastischen Vier“ hatte vor kurzem bewiesen, dass man selbst die besten Stücke der Stuttgarter verhunzen kann, wenn man Mario Barth oder Thomas Godoj heißt. Nun erscheinen ihre sieben Studio-Alben in „Jubiläums-Editionen“ – mit schickem Artwork und vielen Bonustracks und Remixes.

Beim Debüt war wohl noch nicht allzu viel Ausschuss übrig, deshalb gibt es nur drei alternative Mixes, den Party-Kracher „Zieh dir das rein“ und das eher alberne „Golf GTI“. Die steilsten Reime und fettesten Beats hatten sie schon bei den regulären Stücken verbraucht. Damals war das ja wirklich eine kleine Sensation: Vier Schwaben, die übers Mittelstand-Leben rappen und in jeder zehnten Zeile ihre Namen unterbringen. Damit die nicht vergessen werden! Smudo, der smarte Geschäftsmann. Thomas D, der Denker. Michi „Hausmarke“ Beck, der Checker und Frauenfreund. And.Ypsilon, der im Hintergrund die Fäden zieht die Rollen waren von Anfang an geschickt verteilt.

Der Durchbruch in die Kinder- und Jugendzimmer Deutschlands kam mit „Vier gewinnt“ (1992, 3,5) und der Single „Die da!?!“, doch auch Songs wie das etwas eklige „Saft“ und das unverschämt fröhliche „Lass die Sonne rein“ kann man heute noch anhören, weil die Wortspiele und Alltagsbeobachtungen frisch sind und meistens treffend. Nicht immer freilich: Die HipHop-Tiraden-Persiflage „Arschloch“ ist nur halblustig, der Bonus-Track „Nur ein Traum“ nun auch kein Knaller. Auf dem schmalen Grat zwischen Wahrheit und Klischee bewegten sich die Fantastischen Vier nicht immer geschmeidig, aber sie waren ja auch fast noch Kinder. Kindsköpfe auf jeden Fall.

Ein Jahr später ging VIVA auf Sendung. Der erste Clip, der gespielt wurde, war „Zu geil für diese Welt“. Mit „Die 4. Dimension“ ‚(3) wollte das Quartett in neue Galaxien durchdringen, aber das Entspannungs-Experiment gelang nur bei „Tag am Meer“, anderes war dann doch zu behäbig, und die Remixes fügen dem nichts hinzu. Kreativität und Erfolg erreichten ihren vorläufigen Höhepunkt dann mit „Lauschgift“ (1995, 4): Bei „Populär“ und „Was geht“ gelang ihnen das Kunststück, sich weiter permanent um den eigenen Bauchnabel zu drehen und ihren Ruhm zu thematisieren, ohne zu langweilen. Trotzdem war es natürlich das Liebeslied „Sie ist weg“, das überall in Endlosschleife lief, während Thomas Ds „Krieger“ eher verstörte. Der Beginn einer esoterischen Reise, die den Rapper schließlich von Jenny Elvers zur Mars-Kommune führte.

Auch „4:99“ (2,5) hatte Hits „MfG“ und „Michi Beck In Hell“-, aber weder etwas Neues noch einen roten Faden zu bieten, während die Fantas bei „Viel“ (2004, 3) wieder der Ehrgeiz gepackt hatte. Sie wollten noch nicht aufs Altengleis, sondern mit neuer Wucht ihre Reime auch unters jüngere Volk bringen. Beim Versuch, die Konkurrenz mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen, schreckten sie auch nicht davor zurück, Sabrina Setlur einzuladen („Bring It Back“), doch erst bei „Fornika“ (2007, 3,5) fanden sie ihren nonchalanten Charme wieder: Da funktioniert die Gesellschaftskritik („Ernten was wir säen“) ebenso wie der Rabatz („Yeah Yeah Yeah“) und die Selbstbespiegelung („Du mich auch“).

Und im Rückblick auf diese 20 Jahre muss man sagen: Sie waren erstaunlich selten peinlich.

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