Die Royal Tenenbaums, Regie: Wes Anderson :: (Start 14.3.)

Es könnte der Pilotfilm zu seiner neuen Sitcom sein, angelegt zwischen Cosbys Erziehungsshow und der schrecklich netten Familie von Al Bundy. Wes Anderson nimmt seine Figuren allerdings so ernst, dass er sie nie an Zoten und pubertäre Gags verraten würde. Seine Tragikomödie „Rushmore“ über ein gescheitertes Genie an der Highschool war zugleich der bewegendste Liebesfilm seit „“Harold und Maude“. „“Die Royal Tenenbaums“ ist nun „Der Pate unter den Familienkomödien, ein exzentrisches Epos, durch das eine literarische Note weht. Und wieder geht es um Streben und Scheitern, Genialität und Gemeinschaftssinn, Einsamkeit, Eitelkeit und Elitegehabe.

Nach den Elogen auf „“Rushmore“, der bei uns fast nicht ins Kinos gekommen wäre, wollte fast jeder Schauspieler und Star unbedingt in dieser ganz eigenen Welt des begabten Regisseurs mitspielen. Einige Prominente haben es auch geschafft, in diesem charmant-versponnenen Clan autgenommen zu werden. Da ist Gene Hackman als Patriarch Royal Tenenbaum, ein notorischer Schwindler und ironischer Müßiggänger, der die Familie vor 13 Jahren verlassen hat und seither in einem Luxushotel wohnt. Anjelica Huston spielt seine Ehefrau Ethel, die zwei Söhne und eine Adoptivtochter alleine erzogen und ihre Begabungen gefordert hat: Chas (Ben Stiller) ist ein erfolgreicher Finanzexperte, Richie (Luke Wilson mit Bart, langen Haaren und einem Stirnband wie einst Björn Borg) hat als Tennisprofi dreimal in Folge die US-Meisterschaft gewonnen und Margot (Gwyneth Paltrow) bereits als Schülerin erste Preise für ihre Romane eingeheimst.

Glücklich jedoch waren sie nie, und jetzt plagt die neurotischen Wunderkinder eine Sinnkrise. Richie hatte im Finale auf dem Center Court des Madison Square Garden keinen Ball mehr getroffen und kehrt nach einer Odyssee in den Schoß der Mutter zurück. Margot hat nach ausschweifenden Affären mit Männern und Frauen den fürsorglichen, aber drögen Raleigh (Bill Murray) geheiratet und schließt sich jeden Tag in der Toilette ein, wo sie ihre Nägel lackiert und Kette raucht Und Chas schafft mit seinen Jungs Ari und Uzi die allabendliche Notfallübung nicht mehr in der vorgegebenen Zeit.

Der Film, das Interieur, die Figuren und Klamotten wirken völlig aus der Zeit gefallen. Nichts passt zusammen, fiktive Straßennamen verzerren zusätzlich die Realität, und doch ergibt alles einen sagenhaften, klug und lakonisch abgestimmten Kosmos. Es sind die obsessiven Details und skurrilen Rituale, die begeistern, etwa wenn Chas stets einen roten Adidas-Trainingsanzug trägt – nur auf der Beerdigung einen schwarzen. Und es ist köstlich, wie Royal als anarchisches, belebendes Element seine frühreifen Enkel zu Streichen verfuhrt. Nur Mitgefühl, das ist die einzige Schwäche dieser rührenden Menagerie, stellt sich nicht ein.

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