Dirtmusic – Dirtmusic :: Eckman. Brokaw und Race: Ein kontrastreiches Projekt-Team
4-4-3. Das ist keine neue, revolutionäre Fußballtaktik aus England, die Torhüter endlich ganz auf die Tribüne verbannt. Das ist ganz einfach die Zahl der Songs, die Chris Eckman (Walkabouts), Chris Brokaw (Come, Codeine) und Hugo Race (True Spirit) jeweils für ihr gemeinsames Projekt Dirtmusic geschrieben haben. Ein Projekt, das aus einer Tournee heraus durchaus eine Band-Identität mit einem halbwegs definierten Sound gewonnen hat. Viele Saiten in verschiedenen Variationen im Vordergrund, dahinter eher Percussion statt Schlagzeug, ein paar Tasten, ein bisschen Electronica.
Diese begrenzt gemeinsame Sache, die dann in einem Studio in Tschechien verewigt wurde, sie lebt vom Kontrast der verschiedenen Charaktere, die hier zusammengefunden haben. Chris Brokaw ist vom Start weg, dem Instrumental „Erica Moody“, für die einladenden, zuweilen fast poppigen Passagen der Reise zuständig. „I get tired and fell asleep while everybody else drowned“, besingt er den Überdruss ewiger „Summer Days“.
Im Halbschatten (mindestens) ringt derweil Hugo Race um Ausdruck und Haltung und überhaupt, um dann doch noch pathetisch die Parole „No More Sorrow“ auszugeben. Chris Eckman? Bleibt Chris Eckman. Abgeklärt wie immer, „The Other Side“ im Blick, sanft emphatisch im schwebenden „The Returning“, oder auch mal als feuriger Prediger auf der Kanzel im gut sechsminütigen „Ballad Of A Dream“. Er schöpft seine Möglichkeiten aus, mehr muss man nicht erwarten.
Dirtmusic ist nicht unbedingt ein Dream-Team. Doch in den besten Momenten entwickelt das Trio über die Songs einen thematischen Dialog, der die Gegensätzlichkeiten relativiert und auch berührt. Etwa wenn Hugo Race in „Sun City Casino“ barmt, er sei „my own worst enemy“ gewesen, um dann sanft in die Arme von Chris Brokaw zu fallen, der längst gelassen der Rückkehr des „Face Of Evil“ entgegenschaut. Dann funktioniert dieses 4-4-3 gut.
Aber Moment: Sind es nicht zwölf Songs auf „Dirtmusic“? Ja, sind es. Ein Cover darf auch hier nicht fehlen. „Morning Dew“, das passt schon, zumal Brokaw, Eckman und Race hier endlich auch als Sänger wirklich zueinanderfinden — selbst wenn sie die sensationelle Version von Robert Plant dann doch nicht vergessen machen können. Aber hey, wer könnte das schon?