Diverse – The Bert Berns Story Vol. 2
In diesen Computer-Jahren kann sich das mancher kaum noch so recht vorstellen, aber es gab wirklich mal eine Zeit, in der Produzenten den Gang der popmusikalischen Dinge praktisch diktierten. Auch und zumal, wenn sie – wie das Team Leiber/Stoller, Atlantic-Boss Ahmet Ertegun oder ein Jerry Ragovoy – im zweiten Beruf Songschreiber waren und ihre „Klienten“ mit hitverdächtigen eigenen Kompositionen versorgten.
Bert Berns gehörte in den 60er- Jahren zu dieser Gilde. Anders als viele Kollegen war er kein Autodidakt, hatte sein Handwerk von der Pike auf gelernt – einmal als Student an der Juilliard School Of Music, zum anderen als Mitglied in Show-Bands, mit denen er in der Karibik zum Tanz aufspielte. Weshalb Salsa- und Latin-Pop-Einflüsse mehr als einen seiner Songs prägen sollten. Rhythm’n’Blues und Pop jener Jahre waren die anderen Ingredienzien in dem Stil-Gemisch, das er so erfolgreich anzurühren verstand. Nach der Zusammenarbeit mit den Drifters diktierte er dem Reporter von „Record World“ in den Notizblock: „I’ll only record a song if I think it’s a hit.“ Und natürlich müsse man immer den idealen Interpreten dafür finden. Aber ganz streng hielt er sich nicht immer an die eigene Maxime. Als es darum ging, wer wohl der beste Interpret für seine Komposition „Here Comes The Night“ wäre, produzierte er sie sowohl mit Lulu als auch mit Them.
Songs wie „Piece Of My Heart“ oder „Hang On Sloopy“ sind unvergessliche Ohrwürmer. Allein durch die Berns-Kompositionen „Cry To Me“ und „Everybody Needs Somebody To Love“ wurde Solomon Burke zur Legende. Und „Twist And Shout“ war zwar in der Aufnahme der Top Notes 1961 ein Flop. Aber ein Jahr später katapultierte das es die Isley Brothers mit ihrer Version in die Top 20. Und als Capitol die Aufnahme der Beatles zwei Jahre später aus der Debüt-LP auskoppelte, verkaufte die Firma mehr als vier Millionen Singles.
Das Original von „Twist And Shout“ mochte man den Käufern der Retrospektive nicht zumuten; hier gibt es die Isley Brothers-Fassung. Dazu neben Dutzenden nicht so geläufigen Aufnahmen von Otis Redding, Little Esther Phillips und Patti LaBelle auch die Garnet-Mimms-Singles „It Was Easier To Hurt Her“ und „I’ll Take Good Care Of You“. Co-Produzent Jerry Ragovoy dazu in den Liner Notes: „I had nothing but great respect for Bert but he really couldn’t hear past four chords.“ Womit nachträglich bestätigt wird, dass der als Produzent für „Astral Weeks“ ganz sicher ungeeignet gewesen wäre.