Diverse – The Jack Nitzsche Story „

Sein Arrangement zu Neil Youngs „Expecting To Fly“ war ähnlich genial wie das zu Randy Newmans „Let’s Burn Down The Cornfield“. Phil Spector heimste den Ruhm für viele Pop-Evergreens von „He’s A Rebel“ bis „River Deep – Mountain High“ ein, der weithin eigentlich jenem gebührte: Jack Nitzsche.

Denn ohne seine Streicher-Arrangements wären der Crystals-Hit „Then He Kissed Me“ oder „Be My Baby“ von den Ronettes nie diese Allzeitklassiker geworden. Jeder kennt „Needles And Pins“, seinen mit Sonny Bono komponierten Pop-Ohrwurm. Kaum jemand leider einige seiner noch grandioseren Arbeiten, die er mit den Soundtracks zu „Performance“, Paul Schraders Debütfilm „Blue Collar“ und Dennis Hoppers „The Hot Spot“ ablieferte. Für die brachte er Captain Beefheart wieder mit Ry Cooder und Miles Davis mit John Lee Hooker, Roy Rogers und Taj Mahal zusammen. Das, was er beim Soundtrack zu Friedkins „The Exorcist“ anstellte, trug ihm höchstes Lob von Francois Truffaut ein, der damals behauptete: „Dieser Film findet auf der Tonspur statt!“ Der Soundtrack zu „Einer flog über das Kuckucksnest“ brachte ihm immerhin eine Oscar-Nominierung ein. Sieben Jahre später erhielt er dann auch einen: Für die mit Bufly Sainte-Marie geschriebene Edelschnulze „Up Where We Belong“.

Jahrzehntelang war er notorisch so auf Drogen und so häufig Gast in Entziehungskliniken, daß irgendein Zyniker mal meinte, man könnte sein Krankenzimmer dort ja den „Nitzsche-Flügel“ nennen. In der Materie kannten sich manche seiner Klienten übrigens auch bestens aus. Marianne Faithfull beispielsweise, deren Originalaufnahme von „Sister Morphine“ er für Decca produzierte. William Borsay, dessen frühe LPs mit Mink DeVille zu Nitzsches absoluten Glanzleistungen als Pro duzent zählen. Jack jr. erinnert sich in den Liner Notes daran, daß der Vater heulte, wenn ihm wiederum dessen Vater auf Schellackplatten „La Boheme“, „Le Nozze di Figaro“ und andere Opern vorspielte. Das änderte sich für immer, als er mit 17 „Earth Angel“ von den Penguins hörte – den so ziemlich größten aller Doo-Wop-Klassiker. Nitzsche: „That’s the first one that really, really grabbed me hard and made me cry. I heard death in it. Death is always part of the music that I make. Death means a lot..“

Nahezu alle bis hierhin erwähnten Aufnahmen sucht man auf dieser CD vergeblich. Daß das die ganze Jack Nitzsche-Story dokumentiere, ist darum barer Unsinn. Für mehr als ein Dutzend herausragender Aufnahmen, die man auf der Retrospektive gern präsentiert hätte, erhielt man gleich gar keine Rechte, für „Have You Seen „Your Mother, Baby, Standing In The Shawdow?“ so wenig wie für „Memo From Turner“, Neil Youngs „A Man Needs A Maid“, Captain Beefhearts „Hard Workin‘ Man“ und die Philles- und Abkco-Hits. Was um so bedauerlicher ist, als etwa der „Blue Collar“-Soundtrack nirgends käuflich ist und die Katalog-Abteilung bei MCA die Wiederveröffentlichung entrüstet von sich weist. Ein unterhaltsames und instruktives Sammlerteil ist die Retrospektive trotzdem. Weil man in dem Karriere-Überblick unter den gut zwei Dutzend Aufnahmen neben seinem „The Lonely Surfer“ etliche von Jackie DeShannon, Frankie Laine, Bobby Darin, dem kleinen Stevie Wonder, Doris Day, den Righteous Brothers und Tim Buckley findet. Die Ur-Aufhahme von „Sister Morphine“ auch. Wenigstens Kostproben aus den LPs, die er für Mink DeVille, James Gang, Buffy Sainte-Marie und Graham Parker produzierte. Alleinige Soundtrack-Musik ist die zum Abspann von Formans „Einer flog über das Kuckucksnest“. Nicht ein einziger Song vom Crazy Horse-Debüt, einer der größten Rock-LPs aller Zeiten! Hier fehlt auch nicht nur das von ihm arrangierte „You Can’t Always Get What You Want“, sondern ein paar Dutzend weiterer Arbeiten, die ja locker ein 3-CD-Box-Set füllen könnten.

Wer wissen will, was ihm hier alles nicht geboten wird, findet das en masse auf www.spectropopxom/JackNitzsche. Aber auch auf den 28 Seiten der hier beiliegenden Broschüre.

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