Donovan :: Sunshine Superman

Psychedelische Anklänge und Studio-Effekte auf dem Klassiker

Während Bob Dylan auf dem Newport Festival 1965 seine Gitarre an einen Verstärker anzuschließen wagte, debütierte der Kollege Donovan dort mit seinem Hit „Catch The Wind“ – für die Veranstalter damals eine entschieden genehmere Darbietung als der elektrifizierte Krach, über den sich Pete Seeger empörte. Seiner Folk-Vergangenheit wollte der Mann aus Glasgow auch dann noch nicht abschwören, als ihm Manager Allen Klein für künftige Aufnahmen als Produzenten Mickie Most empfahl.

Most krempelte das Image seines neuen Schützlings trotzdem wenig später gründlich um. Der Millionenseller „Sunshine Superman“ machte Donovan erst an der Westküste und dann im ganzen Land zum „prince of flower power“. Der genoss den neuen Ruhm in vollen Zügen und bekannte später, das kalifornische Groupie-Wesen sei „not without its pleasures“ gewesen.

Der seinem Idol gewidmete „Bert’s Blues“ hatte im barocken Arrangement wenig gemeinsam mit dem, was Jansch und die anderen Kollegen von der Folk-Front in England damals musizierten. Aber der von mittelalterlicher Mythologie faszinierte Sänger und sein Produzent fanden, dass man das ganz sachte angejazzt durchaus so bringen könne. Der Folk-Tradition noch deutlich verhaftet waren „Guinevere“ und „Three Kingfishers“. Das prominent mit der in Mode gekommenen Sitar arrangierte „Ferris Wheel“ (gespielt von US-Folkie Shawn Phillips) mit den „tangerine skies“, „flying seagulls“ und ähnlichen Visionen im Text war da schon entschieden mehr mittel- bis fernöstlich angehaucht. Ziemlich druggy klang „The Trip“, noch mehr seine Hommage an Jefferson Airplane („The Fat Angel“) und der Psychedelic-Klassiker „Season Of The Witch“.

Derselbe Donovan, der kürzlich noch bekannte „Me, I’m a mono fan!“, legte trotzdem kein Veto ein, als man bei EMI auf die Idee kam, das Album komplett in ganz neuem Stereo-Remix zu bringen. Und zwar alle Aufnahmen zur Gänze, sowohl die der damals in USA veröffentlichten als auch die der UK-Version der LP. Was man schon vor Jahrzehnten hätte tun sollen: Die ganzen Finessen, die sich der Produzent und die von ihm für die Hollywood-Sessions engagierten Cracks damals einfallen ließen, kommen in den Stereo-Mixes ungleich sinnfälliger zur Geltung. Dieselbe klangliche Offenbarung wie die von Brian Wilson überwachte Stereo-Abmischung von „Pet Sounds“ ist das zwar nicht. Aber auch sparsam akustisch instrumentierte Aufnahmen wie „The Fat Angel“ (angeblich inspiriert von einem seinerzeit prominenten Dealer in Los Angeles) profitieren eindeutig vom Remix. Für die Mono-Fraktion gibt es die Mono-Fassung als Zugabe. (EMI) Franz Schöler

The Hollies ***¿

The Clarke, Hicks, Nash Years

Die frühen Jahre der britischen Schönsinger in einer Box

Mit den Hollies hatte EMI-Produzent Ron Richards eine Gruppe von Schönlingen aufgetan, die er zunächst jahrelang mit mittelmäßigen bis teils grotesken Cover-Versionen immer populärer zu machen verstand. Von Blues oder Motown Soul hatte diese Truppe nicht den blassesten Schimmer, ganz zu schweigen von Rhythm & Blues oder Pop-Klassikern à la „Stay“ von Maurice Williams & The Zodiacs. Im Vergleich zu den Cover-Versionen, die Beatles, Animals und Rolling Stones einspielten, provozieren die der Hollies manchmal den einen oder anderen Lach- und Wutanfall.

26 Singles veröffentlichten sie zwischen 1963 und 1968, weit mehr als die Beatles, doppelt so viele wie Kinks und Stones. Am Ende betrachteten sie es – ein Mitschnitt vom Mai 1968 in diesem Set beweist das – als ihre vornehmste Pflicht, die Hits ihrer ganzen Karriere auf der Bühne so notengetreu wie möglich zu reproduzieren.

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