Drucksachen

The Sisters Of Mercy – Die Biografie (Raymond Martin Verlag)

Lange mussten wir warten, bevor dieses Opus magnum der Gruftforschung aus dem Englischen übersetzt wurde. Exquisit schauerliche Fotos harmonieren aufs Schönste mit fehlenden Seitenzahlen, schweinischem Druck, einer Übersetzung mit der Axt, der Abwesenheit von Lektorat sowie Autor und dem Gegenstand selbst. Kongenial also! Wer die Achtziger und damit die hässlichen Stinkstiefel verpasst hat, der freue sich mit mir über die Einleitung eines Berichts zur temporären Rückkehr der Schwarzvögel: „Die Sisters Of Mercy starteten ihre Europa-Tournee in Hamburg, der Wahlheimat von Andrew Eldritch, und spielten dort von Freitag, den 16. November an drei Abende lang in den Docks.“ Und wenn Eldritch nicht gestorben ist, dann spielt er noch immer Schach mit den Ratten in den Abrissbuden im Schanzenviertel.1,0

Skandal im Sperrbezirk – Jürgen Boebers-Süßmann & Ulli Engelbrecht (Klartext Verlag

Untertitel: „Rockmusik und Lebensgefühl in den 80er Jahren“. Zwei Männer, die mit ihren Namen für Kompetenz bürgen, heute um die 40 sind und für Zeitungen natürlich im Ruhrgebiet schreiben, arbeiten an einer Phänomenologie aus dem üblichen „Generation Golf-, „Kremlflieger Rust“und „Wetten, dass…?“-Plunder, den grässlichsten Erscheinungen (Opus, Bettina Wegner, Modern Talking, Bhagwan, Münchner Freiheit, Spider Murphy Gang, Ina Deter) und grauenhaftesten Hits („Ebony And Ivory“, „Live Is Life“, „Don’t Worry, Be Happy“). Geschenkt. Bei allem Listen- und Kategorisierungseifer schrecken die Autoren allerdings nicht davor zurück, sinnlos die Ruhrgebietsheloten Axel Rudi Pell und Tom Angelripper vorzustellen und mit den Simple Minds nach damaliger Sitte „auf Tour“ zu gehen. Auch diese Gruppe gehört seit 1984 zum Bösen, während die Pet Shop Boys niemals „Yuppie-Pop für Jedermann“ waren, geschweige denn Yuppies, schon gar nicht für jedermann. In der Liste der „Gründe, warum die 80er Jahre sich gelohnt haben“, überzeugt wenig so sehr wie Kim Wilde und Joe Jacksons erste LP „Look Sharp!“, 1979 erschienen. Jacksons dritte LP „Beat Crazy“ wird unter den 30 wichtigsten Platten der Achtziger“ als seine zweite geführt, Springsteens „Nebraska“ von 1982 auf 1980 zurückdatiert, und außerdem werden LPs von Nena, Tina Turner, Andreas Vollenweider, Yes und David Lindley genannt. Die Texte, zumal wenn von The Style Council, Sade und Prefab Sprout die Rede ist, sind unzutreffend, dabei auch schlecht geschrieben. Auf Seite 64 irrt sich Herr Boebers-Süßmann in finaler Ahnungslosigkeit, jetzt sogar heftig erregt, beim Nachdenken über die Bedeutung der Smiths, denen er „sechs LPs ohne einen Schuss Wahrhaftigkeit“ attestiert. Sechs Worte ohne einen Schuss Wahrheit 2,0

Pocket-Info – Hugo Pinksterboer (Schott)

Alles über E-Gitarre und E-Bass, Saxofon und Drums in drei handlichen Büchlein. Und alles kompakt, ja essenziell. Mehr davon! 4,0

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates