DVD

von Arne Willander & Birgit Fuß

¿ The Velvet Underground

Velvet Redux (WSM)

Es blieb die letzte Wiedervereinigung der Band. die als „legendär“ zu bezeichnen untertrieben wäre. Noch einmal (und eigentlich zum ersten Mal!) konnten wir bei der Europa-Tournee 1993 den je unterschiedlichen Stoizismus der Musiker beobachten, die in verschiedenen Bussen zur Konzerthalle fuhren. Auf der Bühne lief dann alles wie am Schnürchen: Lou Reed gab muffig und muskulös den Ton an, John Cale hielt sich vornehm abseits, Sterling Morrison machte unbeeindruckt seinen Job, Mo Tucker klöppelte wie eine durchgedrehte Töpferin auf ihrem kleinen Schlagwerk. Das Konzert im Pariser Olympia bot fast alle Klassiker, aber nicht „The Gift“ und nicht den „Black Angel’s Death Song“. und außer den 90 Minuten Reprise gibt es auf dieser DVD nichts zu sehen. Es sei so angenehm, im Sommer durch Europa zu reisen, sagte Mo Tucker, als wäre es zur Zeit von F. Scott Fitzgerald gewesen. Die Jahre hatten die notorischen Avantgardisten eingeholt. 3,0 ¿ BauhaUS Shadow Of Light/Archive (Beggars) Die Band, irgendwie untot, gibt in England munter Konzerte – warum sollen auch die Epigonen profitieren? Bauhaus waren dabei, als das Artifizielle, das Narzißtische und Düstere ein Genre ausbildeten. Die Konzertmitschnitte und Videos zeigen einen monochromen Totentanz, Peter Murphy mit nacktem Oberkörper, den sterbenden Schwan gebend: „Bela Lugosi’s Dead“. das mochte wohl sein, aber Bauhaus mystelten noch einmal zwischen kruder Schauerromantik und lärmender Todessehnsucht. 2,0 ¿ MÖtley CrÜe Carnival Of Sins (Universal) Man muß nicht erst das Clowns-Make-up von Tommy Lee sehen, die Kriegsbemalung von Nikki Sixx oder das operierte Gesicht von Vince Neil, um zu verstehen: Das hier ist keine einfache Reunion, es ist vor allem ein Theater – mit halbnackten Akrobatinnen, Zwergen in Lederjacken, Feuerschluckern und Motorrädern. Mehr als zwei Stunden dauert die Zirkusshow, und bei der zusätzlichen Dokumentation namens „Inside The Big Top“ sagt Sixx lächelnd: „Been caught on fire a couple of times. That’s pretty fun!“ Es macht sicher mehr Spaß, als seinem Sänger zuzuhören. Neil bemüht sich, mehr als bei den Konzerten in Deutschland im vergangenen Jahr, aber die hohen Töne schafft er einfach nicht mehr, und diese komplizierten Texte sind auch so eine Sache. Zudem kommt er leicht aus der Puste, wenn er versucht, nebenbei noch über die Bühne zu sprinten. All die hedonistischen Hymnen – von „Live Wire“ über „Girls Girls Girls“ bis „Kickstart My Heart“ – wirken so freilich etwas deplaziert, denn so sehr die Band es will, draufgängerisch sieht hier keiner mehr aus. Auch nicht die Fans, die der Kamera ihre Brüste entgegenstrecken. Die 80er Jahre sind halt vorbei. 2,5

¿ Radiohead

The Astoria London Uve (Parlophone) Es war der 27. Mai 1994. und „OK Computer“ war noch nicht in Sicht. Es war die Zeit vor dem großen Wurf, vor all dem Lob. Eine einfachere, gemütlichere Zeit. Radiohead waren noch eine richtige Rockband, deren blondgefärbter Sänger in simplen Sätzen zum Publikum spricht und „Pop Is Dead“ natürlich den bösen Journalisten widmet, der sonst aber gar nicht kompliziert wirkt. Dabei singt Thom Yorke freilich so markerschütternd, daß man sogar „Creep“ immer wieder hören will, auch „My iron Lung“. „Just“ und das etwas alberne „Anyone Can Play Guitar“. So dringlich, so direkt klangen Radiohead nur noch manchmal beim berühmten nächsten Album, danach nie wieder. Es war eine Zeit, in der noch andere Maßstäbe galten – weniger Kunst, mehr Instinkt. Und: „Stop whispering. Start shouting!“ 4,0

¿ Kaiser Chiefs Enjoyment (Polvclor)

Wäre es nicht ein Monat mit Mötley Crüe gewesen, hätte ich gesagt: endlich einmal eine DVD, über die man lachen kann. Hier ist das allerdings beabsichtigt. Ganz der britischen Tradition verpfichtet.

belehnen die Kaiser sowohl Monty Python als auch Spinal Tap, bringen also viel herrlichen Quatsch zusammen, der oft überhaupt nichts mit Musik zu tun hat. dazu noch Konzertaufnahmen. Festivalimpressionen und andere feine Erinnerungen. Und um all das zu sehen, muß man nicht einmal ein kompliziertes Menü bedienen! Wer das während des Films versucht, bekommt den freundlichen Hinweis-. „Please return to your seat and behave yourself.“ Wer brav ist, wird am Ende mit vielen Extras belohnt. 3,5

¿ Spiritual Beggars Live Fire! (Inside Out)

Die Beggars-Mitgheder haben so viele Haupt- und Nebenjobs, daß sich Tourneen als logistische Höchstleistungen erweisen. Oft schaffen es die Norweger einfach nicht. Zum Trost deshalb diese Live-DVD, aufgenommen 2003 im Londoner Mean Fiddler. Erstmals war damals Sänger JB dabei, man merkt ihm allerdings keinerlei Aufregung an. Routiniert wird hier gerockt, ohne große Show, dafür mit viel Wumms und den berüchtigten Gitarrenexzessen, dazu gibt’s eine kleine Doku und Interviews. Eine solide Sache. 2,5

¿ Britney & Kevin cnaotic oive)

Keine Musik-DVD im eigentlichen Sinn, aber hier geht der Punk ab: Britney Spears und Kevin Federline zeigen, wie sie wirklich sind – und das stimmt diesmal tatsächlich: dumm, selbstverliebt und immer bereit, einen peinlichen Witz oder eine noch peinlichere Liebeserklärung zu machen. Dagegen sind die „Newlyweds“ ein intellektuelles Traumpaar. 1,0

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