DVD :: von Oliver Hüttmann
Erbarmungslos – Clint Eastwood (Warner)
Mit dem Oscargekrönten Höhepunkt in seinem Schaffen beendete Eastwood auch die eigene Legende als schnellster und kühlster Revolverschützedes Kinos. Als alter, kurzsichtiger Kopfgeldjäger ballert er bei seinem letzten Auftrag mit einer Schrotflinte im Showdown einen Saloon zu Kleinholz und alle Märchen des Westerngenres. Seither ist er erst recht ein Heiliger, der mit lässiger Selbstironie unermüdlich weiterdreht. Die Special Edition enthält neben einem Audiokommentar des „Time Magazin“-Kritikers Richard Schickel vier Features über Eastwood. 5,0
Shrek – Der tollkühne Held – Andrew Adamson, Vicky Jenson (Universal)
Über die perfekten Animationsfiguren und satirische Chuzpe dieses Meilensteins des CGI-Films muss man immer wieder staunen.
In Dreamworks zweiter Produktion dieser Art nach „Antz“ erledigt Trickfilmchef Jeffrey Katzenberg zudem gleich die ganze Disneyworld. Der neurotische, kleinwüchsige, feige und zur Onanie neigende Tyrann Lord Farquaad hat alle Märchengestalten in den Wald des gemütlichen Waldmonsters Shrek verbannt. Um seine einsiedlerische Ruhe wiederzuerlangen, muss er mit einem geschwätzigen Esel für Farquaad eine Prinzessin aus der Burg eines Drachen befreien. Die Charaktere wurden den US-Sprechern Mike Meyers, Eddie Murphy und Cameron Diaz nachempfunden, nur Farquaad erinnert an den Disney-Boss Eisner. Extras: Audiokommentare, Making-of, entfallene Szenen und Technik-Features. 4,5
Crime Is King – 3000 Miles To Graceland – Damien Lichtenstein (Warner)
Der Übervater aller popkulturellen Mythen und des amerikanischen Selbstverständnisses steht hier Pate für allerlei andere Mythen des Kinos, die Werbefilmer Lichtenstein mit seinem Debüt zitiert. Vor allem Sam Peckinpah, Quentin Tarantino und John Woo spiegeln sich reißerisch in Kevin Costners und Kurt Russells Gangsterduell. Ohne Extras, obwohl ein Kommentar interessieren würde. 3,0
Spider-Man – Sam Raimi (Columbia TriStar)
Knapp über 800 Millionen Dollar hat Raimis Comic-Adaption weltweit eingespielt, mehr als jeder Superheldenfilm zuvor. In der ewigen Bestenliste liegt „Spider-Man“ zwar hinter den ersten Teilen von „Harry Potter“ und „Der Herr der Ringe“, in Amerika aber hat er die beiden Blockbuster um Längen überholt. Denn nach dem 11. September, so wurde spekuliert, tröstete sich die Nation an den Heidentaten des Spinnenmannes, der sich so behende an den Wolkenkratzern entlang hangelt. Andererseits hat Raimi liebevoll die altmodische Magie der Fantasyhefte mit neusten visuellen Effekten verbunden. Extras: Audiokommentar, Making-of, Comic/Film-Vergleich, Outtakes. 4,5
La Dolce Vita – Federico Fellini (BMG)
Ein Jahrhundertwerk, das zudem den italienischen Film weit mehr prägte als der Neorealismus von „Fahrraddiebe“ und „La Strada“. Die europäische Gesellschaft hatte die Aufbauarbeiten der Nachkriegszeit hinter sich, kleinbürgerlicher Luxus prägte das öffentliche Bild, die wiedererlangte Dekadenz der High Society füllte die Klatschblätter, und Fellini eröffnete 1959 mit ebenso spöttischen wie melancholischen Blicken hinter die Fassaden eine neue Filmepoche. Gespenstisch wandelt Marcello Mastroianni als Paparazzi zwischen dem Elend halbfertiger Wohnsiedlungen und neureichen Partys, Selbstmorden und Sexabenteuern. Denkwürdig sind natürlich Anita Ekbergs Bad im Trevi-Brunnen und Strip im Pelzmantel. Die DVD bringt alles noch mal zum Leuchten. Dazu gibt es Fotos, Artikel über den „Skandalfilm“ und Szenen vom Dreh. 5,0