Elegy oder die Kunst zu lieben :: Isabel Coixet

Enttäuscht sein könnten die Leser von Philip Roth über diese Adaption seines Romans „Das sterbende Tier“. Isabel Coixet („Das geheime Leben der Worte“) hat famos eine bewegende Liebe inszeniert, aber – wie meist bei Literaturverfilmungen-mit entscheidenden Freiheiten, die Kenner der Vorlage kaum akzeptieren werden. Schon der Filmtitel verrät den weiblichen, weicheren Blick auf die selbstquälerische Erotomanie eines alten Mannes. Verletzlich ist der Ton, weniger verletzend.

Dass der spanischen Regisseurin ebenso wie dem amerikanischen Autor vorgeworfen wird, hier würde nur ekelhafte Altherrenfantasie verbreitet, ist einer Irritation westlicher Romantik geschuldet. In der Frage mündend, was denn das schöne Mädchen von dem greisen Sack will? David Kepesh (Ben Kingsley) ist der Flavio Briatore der Literaturszene, Professor am New Yorker College mit eigener Radiosendung. Ein häufiger Talkshow-Gast im Fernsehen ist er außerdem. Sein Charisma, das jedes Semester hübsche Studentinnen anzieht, verdankt er seiner weltgewandten Rhetorik. Er sei der alte Mann, der ihnen etwas Kultur mitgebe, analysiert der über 60-Jährige seine Affären.

Eine selbstironische Erkenntnis, in der auch Selbstmitleid steckt. Vor allem seit er Consuela (Penélope Cruz) kennengelernt hat. Die stolze Tochter konservativer reicher Exilkubaner ist schöner als Kepeshs andere Liebschatten, und anders ist sie auch. Man müsse sie schon umwerben, erklärt Kepesh seinem besten Freund, dem Dichter George (Dennis Hopper), der ebenfalls gegen sein Verfallsdatum anvögelt und die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens erahnt. Kepesh, der seine Frau sitzen ließ, seither von seinem Sohn verachtet wird und mit trotziger Eitelkeit sagt, er habe Opfer für seine Unabhängigkeit gebracht, ist Consuela verfallen. Er verliert seine Souveränität, spioniert ihr nach und prophezeit ihr, sie werde ihn für einen jüngeren verlassen. Sie nennt ihn einen Zyniker, er hält sich für einen Realisten. „Sie bewundert mich“, seziert er seine Sehnsucht und Angst. „Sie wird nie sagen: Ich sehne mich nach deinem Schwanz.“

Diese Selbstzerfleischung dosiert Coixet gefühlvoll mit ihrem phlegmatisch-poetischen Stil. Cruz strahlt perfekt sinnliche Unschuld aus, Hopper strotzt ideal vor maskulinem Sarkasmus, Kingsley verbindet brillant vibrierendes Begehren und kühle Einsamkeit. Nurden letzten Akt und das Ende verschenkt Coixet dann leider an unerwarteten Kitsch.

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