Eleni Mandell :: I Can See The Future
Bittersüße Sommerfantasien über Ein- und Zweisamkeit
Eleni Mandell kann natürlich nicht wirklich die Zukunft vorhersagen. Und obwohl die Singer/Songwriterin aus Kalifornien die Lieder auf ihrem achten Soloalbum sommerlich-leicht inszeniert, lauert hinter der Leichtigkeit des Tons stets ein Gefühl der Unsicherheit. 2010 entschied sich Mandell dafür, allein eine Familie zu gründen und sich einer Samenbank anzuvertrauen – „I Can See The Future“ ist der Soundtrack zu einem permanenten Zustand des Zweifels.
„Who’s gonna kiss my lipstick lips/ Who’s gonna hold me tight/ I got a bun in the oven, but I still need lovin’/ Will you be my man tonight?“, singt sie im traurigschönen Walzer „Bun In The Oven“. Im von Nathaniel Walcott (Bright Eyes) hübsch mit Streichern verzierten „I’m Lucky“ fragt sie: „With whom will I share my tomorrow?“ Zu einer quengelnden Orgel, einem niedlichen Gitarrenriff und sanft dudelnden Bläsern wartet sie im bittersüßen „Looking To Look For“ auf das Date, zu dem es nie kam. In „Now We’re Strangers“ von einer Heimorgel, in „Never Have To Fall In Love Again“ vom Honky-Tonk-Piano und in „Desert Song“ von Greg Leisz‘ Pedal-Steel begleitet, trauert sie früheren Beziehungen hinterher. In „So Easy“ kultiviert sie ihre Selbstzweifel, und am Ende wird Mandell in „A Possibility“ schüchtern über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der Liebe grübeln.
„I Can See The Future“ versammelt zarte Popsongs, denen Folk und Country eine Seele eingehaucht haben. Und manchmal gelingt es Mandell sogar, ihre Lieder in zartbittere Opulenz zu tunken. Am schönsten in „Magic Summertime“, das von der Vergänglichkeit eines Sommerflirts erzählt: „I knew in my heart it would not last forever/ But forever is a long long time.“ Vielleicht taugen Mandells Songs auch nur für eine Sommerromanze. Aber wer braucht denn noch mehr Lieder für die Ewigkeit? (Make My Day/Alive) Gunther Reinhardt
Beste Songs: „Magic Summertime“, „Bun In The Oven“