Eleni Mandell – Miracle Of Five

Ein Album wie ein großer, sachte in Rosenöl getunkter Wattebausch, der lautlos herabfällt und plötzlich neben dem Kopfkissen liegt. Hier kommen 14 torch songs für modern lovers. Ein Mann mit dem wunderbar prosaischen Namen DJ Bonebrake ist auch mit von der Partie. Vor vielen Jahren trieb er als Drummer die L.A.-Punks X an und hinaus in die ‚weite Welt, für Eleni Mandell streichelt er so entspannt über seine Vibes, als hatte er das Studio geradewegs nach einem Geburtsvorbereitungskurs betreten. Es gibt auch Harp und Viola, Saxofon und Klarinette, allerlei Tasten und Gitarren, aber nichts, was sich aufspielt.

Keyboarder und Produzent Andy Kaulkin, den nach Sessions mit großen alten Männern wie Merle Haggard und R.L. Burnside wohl nichts mehr schocken kann, hält Eleni Mandell ihre neuen Songs betreffend für „the missing link between Hoagy Carmichael und Leonard Cohen“. Das lässt sich nicht nur schön zitieren, sondern weist grob tatsächlich die Richtung. Auch die Namen Gershwin und Cole Porter dürfen fallen.

Doch zelebriert „Miracle Of Five“ diesen bemerkenswert stilsicheren, formvollendeten und sprachschönen Rückgriff auf die große amerikanische Showtune-Schule nicht ohne das neurotische Profil und Potenzial der Web 2.0-Ära. In „Girls“ lauert hinter der Neugier auf den Liebsten die Galerie der Verflossenen, und „My Twin“ geistert als irdische Variation auf Elvis Costellos „My Science Fiction Twin“ mit der bangen Frage nach dem einzig wahren Seelenverwandten durch allerlei Katastrophen der Neuzeit, während der profane Blick aus dem vom Winter lahmgelegten Tour-Bus in „Salt Truck“ verewigt wird: „I want roads that I can drive on, I want a man I can rely on.“

Bis der Richtige kommt, kann sich Eleni Mandell auf jeden Fall an ihrer Alt-Stimme festhalten. Nie sang sie so schön wie heute. So nuanciert, so gelassen, so lebendig. Der Wattebausch wird noch eine Weile neben dem Kopfkissen liegen bleiben.

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