Eric Burdon ‚Til Your River Runs Dry :: Seit Jahren ist Willie Nelson ein musikalischer Sonntagsfahrer, der sich auf dem Beifahrersitz mal einen Joint, mal einen Whiskey genehmigt und den lieben Gott einen guten Mann sein lässt. Zuletzt lud er sich gern Gäste ein, denn gespielt ist ja schon alles, und in Gemeinschaft macht es mehr Spaß. Sein Laisser-faire erinnert dabei an den Gebrauchsmusik-Songschreiber, der in dem Film „Wag The Dog“ die Titelmelodie für den Albanien-Krieg im Fernsehen schreiben soll und dann das Star-Ensemble mit der Friedensschnulze dirigiert, sehr zur Freude des ergriffenen Auftraggebers Dustin Hoffman. Im Mai wird Nelson 80 Jahre alt, und „Let’s Face The Music And Dance“ erinnert an Django Reinhardts Gitarrenspiel und die kitschigen Hawaii-Lieder am Vorabend des Zweiten Weltkriegs, bevor das Idyll zerstört wurde. Nelson ist großartig, wenn er diese unangestrengte Unterhaltungsmusik mit Akkordeon, Harmonika und Hoagy-Carmichael-Klavier nachempfindet. Diese Lounge-Musik, der sanfte, träumerische Schwof in der Pazifikbrise, das sonore Croonen: ozeanische Wonnen. (Sony)

Vor 40 Jahren war er einer der nächsten Dylans, heute nimmt Elliott Murphy in Paris und Brüssel und im Chez Josephine in New York City auf. Dass Patti Scialfa bei „It Takes A Worried Man“ geholfen hat, mag auch damit zu tun haben, dass Murphy die Songs schreibt, die auch Bruce Springsteen heute gefallen: knorriger Folkrock, erfahrungsgesättigte Weisen in kleiner Besetzung, Sentimentales am Piano. Und bei „I Am Empty“ brennt sogar die Gitarre im „Prove It All Night“-Modus. Bei den langen Abständen zwischen seinen Platten kann man leicht behaupten, dies sei Murphys bestes Album seit dann-und-dann. Als sein allerbestes gilt sein erstes -aber das ist wirklich gemein. (Blue Rose)

In sehr rustikaler Weise spielt Mark Selby den Blues-Rock als dampfendes Eisenpferd und macht auch nicht vor dem Bekenntnis „This Is Why We Rock’n’Roll“ Halt, bis ihm im letzten Teil von „Blue Highway“ einige wunderbare gebremste Stücke gelingen, darunter auch „Let’s Spend The Night Together“, ein Song, von dem man sich keine Interpretation mehr vorstellen wollte. Der Amerikaner Selby ist so furchtlos, dass er auch mit dem offenkundigsten Blues-Rock-Gemenge den Eindruck erweckt, er hätte das Genre eben im Handschuhfach eines auf dem Parkplatz abgestellten Pick-ups gefunden. (Pepper Cake/Zyx)

Am Anfang des Albums denkt man, der röhrende Hirsch sei Joe Cocker und verlange nach „water“. Der Song heißt tatsächlich „Water“. Dann berichtet die gutturale Stimme vom „memorial day“, und das Lied heißt „Memorial Day“. Es handelt sich um „‚Til Your River Runs Dry“, das neue Album von Eric Burdon, einem der Unzerstörbaren, der vor bald 50 Jahren „You Gotta Get Out Of This Place“ sang und später mit War hippieesken, ausufernden Soul-Rock spielte. Mit „Wait“ gelingt ihm auf dieser Platte sogar ein gefühliges, wie eine spanische Ballade gebautes Stück, bei dem er nicht raunzen muss und wie Tom Jones klingt. Aber das „Bo Diddley Special“ und die meisten anderen Stücke zwingen Burdon zu Kraftmeierei, Blues-Rock und Altherren-Gospel, der vom glühenden Frauen-Chor und entfesselten Muckern unterstützt wird – und das Boogie-Woogie-Piano deliriert.(Universal)

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