Eric Clapton :: Clapton Chronicles

Klar doch, „Strange Brew“, „White Room“, „Tales Of Brave Ulysses“ etc. – das hatte schon was, das war in der Tat ein eigenartig Gebräu seiner Zeit Wohlgemerkt: seiner Zeit, denn ob sich heute noch jemand diesen extensiven Wah-Wah-Exaltationen ohne tobakösem Betäubungsmittel hingibt, wollen wir mal ganz stark bezweifeln. Können es andererseits aber auch einfach so dahingestellt sein lassen, hier geht es nämlich durchaus um etwas Anderes, etwas fundamental Anderes, hier geht es um den späten Clapton, den Clapton der späten 70er, der 80er und 90er Jahne, um Mt Sleep_, ahm, Slowhand. den Armani-Anzug unter den Rockgitarristen.

Nun, Rock ist ja fast schon zu viel gesagt für dieses leidenschaftslose Altersparlando. Seine Gitarre hat er mit soviel 19-Zollern im Studio gewichst und gewienert, dass sich an ihr garantiert niemand mehr einen Splitter einreißt. Ein Handschmeichletv Sie erinnern sich, dies arschglatte Stück Holz, das jeder im Werkunterricht mal basteln musste und sofort wieder wegschmiss, weil es ihm so unendlich peinlich war – ein Handschmeichlen wie gesagt, ist noch flaumweiche Keyboards an, wattiert von einem samtenen Stimmchen, das sich auch schon mal in fragile Höhen verliert, ja wirklich verliert, und alles ist so herrlich bequem und entspannt und gepflegt und dabei so exquisit, wie es einem reiferen Herrn aus den besseren Kreisen, einem Geschäftsmann noch dazu, wohl ansteht. Damit sich überhaupt noch etwas tut, hat der Mann ein paar quirlige Bläser verpflichtet, die dieses locker-luftige Sound-Souffle dann und wann umrühren („It’s The Way That You Use It“). Herrlich einkaufen kann man bei dieser Musik, sich tief in die Augen sehen oder die Olympischen Spiele damit beschallen (so geschehen 1992 mit „Wonderful Tbnight“, wo sich der Schlagzeuger zwischen den einzelnen Snare-Schlägen offenbar die Finger maniküren lässt!), aber man kann sie nicht hören. Wenn Clapton uns wirklich mal böse kommt, wenn er sich passioniert gibt und zu einem zornigen Grummeln anhebt, dann stehen auch schon ein paar dicke schwarze Soul-Mamas parat, drücken den alten Mann an ihre großen weichen Brüste – und schon ist ja alles wieder gut („Forever Man“). Denn da fühlt er sich wohl und geborgen.

Aber was taugt nun sein Spiel? Was kann er wirklich? Es ist bescheiden wenig. Augenscheinlich hat er dieses forcierte Slowhandling, das ein weniger wohlmeinender Kritiker auch als Leichenstarre kasteien könnte, mittlerweile so sehr internalisiert, dass ihm nichts mehr einfallt, wenn das Metronom mal etwas flotter mit den Hüften wippt (JBefbre bu Accuse Me“). Ein paar ebenso traditionelle wie unoriginelle Triolen, die der Gitarren-Pennäler schon nach einer Woche flinker und nicht zuletzt prononcierter vom Brett federt, gibt es da zu hören. Und weiter nichts.

Nein, es ist nicht schön, mit ansehen zu müssen, wie einer alt wird – so ganz ohne Würde. 2,0

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