Eric Clapton :: Reptile
Eine zahnlose Samba zu Beginn, abstruserweise „Reptile“ betitelt, und ein nicht minder diabetisches Akustik-Geplänkel zum Abschluss liefern das, was man gemeinhin ab Eckpfeiler bezeichnet Nur dumm, dass der Architekt wieder einmal auf Sand gebaut hat Stilistisch zwischen seinen letzten Pop-Alben („Unplugged“ und „Pilgrim^) und den traditionelleren Blues-Adaptionen (JFrom The Cradle“und kürzlich Jtiding With The King“) pendelnd, versucht Clapton einmal mehr, die beiden Pole seiner musikalischen DNA zu vereinen, die ihm schon vor 35 Jahren die Entscheidung zwischen John Mayall’s Bluesbreakers und den Yardbirds so schwer fallen ließ. Eigenes (bzw. mit Coproduzent Simon Climie geschriebenes) Material kombiniert er mit scheinbar willkürlich herausgepickten Standards von Big Joe Turnen Ray Charles, Stevie Wandet und JJ. Cale – und am Ende klingt es tatsächlich so, als käme alles von derselben Designer-Kleiderstange: R&B Light, Pop Hght, Blues light Kalorienarm und bekömmlich. Wenn er dann doch einmal, wie etwa in „Broken Down“, die Armani-Armel hochkrempelt und den gutturalen Naturburschen mimt, entpuppt sich der Ausflug zu den vermeintlichen Roots eher als peinlicher Mummenschanz.
Sicher, es gibt einige wundervolle, butterweiche Gesangssätze von den Impressions (mit denen Clapton erstmals bei Curtis Mayfields Beerdigung auf der Bühne stand) und, wie gehabt, die unauffällige, sachdienliche Rhythmusarbeit der Herren Steve Gadd und Nathan East Simon Climies grässliche Drumcomputer, die „Pilgrim“ zu einem Desaster werden ließen, hatten glücklicherweise Studioverbot, und Clapton selbst brilliert – wenn das Wort bei dem ihm eigenen Understatement überhaupt zutrifft – als der abgeklärte Saiten-Ästhet, der er fraglos ist Alles geschmackvoll, alles kontrolliert, alles aber auch erschreckend austauschbar und unverbindlich.
Clapton hat sich inzwischen offensichtlich damit abgefunden, nur noch ein ästhetisch perfektes, staubfreies Ambiente zu kreieren, in dem genuine Emotionen eh wie Fremdkörper wirken würden. Gut, dass er so viele gar nicht mehr hat „Das Alterswerk“, könnte man wohlmeinend konstatieren. Zu dumm, dass das bereits ebenso auf seine letzten Alben zutraf. Und immer kommt eines hinzu.