Everybody Was In The French Resistance … Now! – Fixin‘ The Charts, Volume One

Kennen Sie „Girlfriend“ von Avril Lavigne? Die Protagonistin des Liedes spannt einem anderen Mädchen den Freund aus. Eine verheerende Botschaft an die Jugend, fanden Eddie Argos (Art Brut) und Dvan Valdes (The Blood Arm) und schrieben eine Replik. Das Lied bekam den Titel „G.I.R.L. F.R.E.N. (You Know I’ve Got A)“, der umworbene B.O.Y. widersteht darin dem unmoralischen Angebot mit vorbildlicher Tugend.

Aus dem einen Lied wurde ein Konzept. Argos und Valdes, offenbar mit viel Freizeit ausgestattet, schrieben Gegenentwürfe zu zwölf populären Liedern aus ganz verschiedenen Zeiten. Das resultierende Album ist eine Art philosophische Hintertreppe der Popmusik. Die beiden sind nämlich skeptisch. Ist Waldo P. Emerson Jones aus dem gleichnamigen Lied der Archives wirklich ein toller Hecht? War Martha Reeves wirklich gut beraten, als sie Jimmy Mack drohte, bald einen anderen zu nehmen? Und an Gerry and the Pacemakers‘ „You’ll Never Walk Alone“: Ist es nicht ebenso gut, mal seine Ruhe zu haben?

Das Ganze ist natürlich ein Scherz. Argos und Valdes schreiben schnelle Lyrik ohne Tiefgang oder hohen dichterischen Anspruch, kurzweilig soll es sein. Immerhin stilisieren sich die beiden zur popmusikalischen Inkarnation der Resistance – in einer Art Präambel erzählen sie die Geschichte des französischen und belgischen Widerstands und rufen zur Einheit gegen das Böse auf. Haha!

In der Musik spiegelt sich die Weise der beiden federführenden Künstler wider. Die Art-Punk-Gitarren von Art Brut und The Blood Arm fallen weg, dafür rückt Valdes‘ Klavierspiel in den Vordergrund. Argos rezitiert mehr, als dass er singt – pointierter noch als bei seiner Stammband. Die Lieder auf „Fixin‘ The Charts, Volume One“hingegen sind Pop-Variete. Es hoppelt und trällert zu Schlagzeug, Trompete, dem besagten Klavier, manchmal muss man an den Garage-Band-Pop von Kate Nash denken. Deren „Foundations“ könnte man doch sicherlich auch mal korrigieren?! Nur weil einer sich auf die Turnschuhe seiner Freundin erbricht, ist er doch kein schlechter Mensch.

Repliken sind diese Lieder übrigens auch insofern, als sie dezent Elemente des jeweiligen Originals aufnehmen. Der Rhythmus von „Billy Jean“ (hier „Billies Genes“ the kid is your son!), textliche Versatzstücke von „Scarborough Fair“ (hier „The Scarborough Affaire“), die Akkordstruktur von „Don’t Think Twice, It’s Alright“ (hier „Think Twice (It’s Not So Alright)“. Wir lernen: Dylans Protagonist ist in Wahrheit nicht halb so cool, wie er tut. Und Sinatras selbstherrlicher Macho aus „My Way“ wird in „My Way (Is Not Always The Best Way)“ als unsicherer, ständig irrender Schaumschläger entlarvt.

Kann man mal machen, so eine Platte.

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