Falco: The Sound of Musik – The Greatest Hits (Kritik & Stream) - Rolling Stone






Falco: The Sound of Musik – The Greatest Hits



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Die Stärke Falcos war seine Selbstsicherheit in den unwürdigsten Situationen: Tiefpunkt seiner Karriere könnten die souverän gemeisterten TV-Auftritte 1987 mit Brigitte Nielsen sein, in der beide, eigentlich eine Baccara-Tradition, Rücken an Rücken auf- und abschmiegend den Moroder-Schmalz „Body Next To Body“ schmetterten. Es sah aus, als helfen sie sich gegenseitig dort bei einem Juckreiz aus, wo man sich selbst nicht kratzen kann. Nielsen plante die Superstar-Laufbahn. Falco lachte nur.

Die „The Sound of Musik“-Edition korrigiert diese musikbiografische Fehlleistung. „Body Next To Body“ ist als Promo-Version enthalten, Nielsens „Stöhnen“ wurde herausgeschnitten, ebenso des Falcos Rap am Ende. Außerdem umfasst die Best-of einen Remix von „Rock me Amadeus“ für den nordamerikanischen Markt sowie eine längere Fassung von „Data de Groove“. Anlass der Produktoffensive, zu der auch eine „Jeanny“-Picture-Vinyl sowie mit „Falco – The Box“ eine Vinyl-Sammlung seiner drei ersten Alben plus Remix-LP gehören, ist der 65. Geburtstag, den der 1998 verstorbene Wiener Ausnahmesänger im Februar gefeiert hätte.

17 Jahre zwischen 1981 und 1998, in denen aus dem jungen Bowie-Verehrer fast ein internationaler Star wurde, der dann aber in Ungnade fiel, nicht nur wegen schlechter Musik, und dem mit „Out of the Dark“, veröffentlicht drei Wochen nach seinem Unfalltod, womöglich ein Comeback gelungen wäre. Sein Debüt „Einzelhaft“ bleibt der Maßstab, ein paranoides, atemloses Synth-Rap-Album, das von der Neuen Deutschen Welle eingemeindet wurde und mit „Der Kommissar“ eine der erstaunlichsten Kompositionen überhaupt enthält: Würde man jedes Instrument isoliert abspielen, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboard, wäre der Song trotzdem sofort erkennbar. Ab 1985 ebneten ihm die Bolland & Bolland-Brüder den Weg für jenen Wien-Sound, der alle Klischees erfüllte, die jeder außerhalb Österreichs in den 1980er-Jahren von Musik aus Österreich pflegte: protziger Schmäh, Perücken und Puder, Hard-Rock. Danach stürzte Falco tief. Erst kurz vor seinem Ende war er wieder da.


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