Final Fantasy – Heartland

Tandaradei, schöne sang die Nachtigall… Sie hört heutzutage auf den Namen Owen Pallett, tritt als videospielverrückter Minnesänger auf und veredelt als ausgebildeter Violinist nebenbei Alben von Beirut oder Arcade Fire mit Streicherarrangements. Letztere zitiert er übrigens gleich in der Eingangszeile des zweiten Stückes „Keep The Dog Quiet“.

Doch „Heartland“, sein drittes Studioalbum unter dem Signet Final Fantasy, ist kein verweiswütiges Werk, das am Tropf des Schaffens anderer Künstler hängt. Der Kanadier mit einem Hang zu melodiösem Pomp schafft vielmehr sein eigenes Kraftwerk der Gefühle, das in einem märchenhaften Reich namens Spectrum errichtet wird. Er erzählt vom kämpferischen Lewis, der sich in garstigen Monologen mit seinem Schöpfer auseinandersetzt, der nicht Gott, sondern Owen heißt, schwankend zwischen Hingabe und Widerstand. In den zwölf nahezu klassischen Kompositionen – zumeist bestehend aus elegischen Streichern, Perkussion, Bläsersätzen, hingetupften Pianoklängen und zuweilen aufgekratzter Elektronik – arbeitet er letztlich gar am postmodernen Projekt der Abschaffung des Autors: „Now the author has been silenced/ How will they ever decipher me?“, fragt Lewis im fröhlich tirilierenden „Tryst With Mephistopheles“.

Palletts Stimme mag weniger markant sein als jene der ihm musikalisch nahestehenden Kollegen Antony Hegarty oder Rufus Wainwright, doch sie versteht es, Zweifel und Zuversicht, Liebe und Erfüllung, Entfremdung und Abscheu gleichermaßen zu vermitteln. Sie trägt „Heartland“, das der erwartet große Wurf geworden ist, mühelos über die Distanz, eingebettet in Songs von verstörender Schönheit. Das ist Pop mit allen Mitteln der Kunst. (DOMINO)

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