Fish – Field Of Crows

Streithahn oder doch Gemütsmensch, Egomane oder integerer Künstler? Schwer zu sagen, was Derek William Dick alias Fish wirklich ist. Seit sich der schottische Sänger den solistischen Alleingang nach dem Ausstieg bei Marillion gerichtlich erkämpfen musste, wechseln die Plattenfirmen und Mitstreiter jedenfalls regelmäßig, und nachdem zuletzt wieder eine Kollaboration platzte, ist Fish nun erneut sein eigener Plattenboss.

Da mag man es als emotionale Parallele zum Leben des Künstlers sehen, wenn der als Inspiration für das fünfte Solowerk ein mittelalterliches Schlachtendenkmal im Kosovo nennt Auf dem Cover von „Fields Of Crows“ stakst Fish ganz in schwarzem Leder und mit mystisch-mürrischem Blick über ein verlassenes Krähenfeld und wirkt wie einer, der Schlimmes gesehen hat und jetzt nichts mehr fürchtet Für das fünfte reguläre Solowerk gilt dabei zunächst dasselbe wie für die gleichzeitig erscheinende neue Platte von Marillion: Wer sich nicht vor mindestens 20 Jahren der Gemeinschaft der Prog-Gläubigen angeschlossen hat, hört nur Nostalgie und recht hemmungslosen Anachronismus. Doch während die alten Kollegen zu gut sind für zu viel künstlerische Blöße, ist der schwach inszenierte Schotten-Rock auf „Field Of Crows“ bloß noch gestrig – ein Makel, der selbst den hier durchaus vorhandenen schönen Momenten fest anheftet. Obendrein musste Fish, der sich in den letzten Jahren nur mit Best-of-Alben finanzieren konnte, vermutlich mit einem arg kleinen Produktionsbudget hantieren, und für die Opulenz von Songs wie „The Field“ oder „Innocent Party“, die neun Minuten dauern und alte Marillion-Attitüden zur Schau stellen, ist das keine gute Präposition.

Dass hier indes gar nicht mehr anvisiert ist als bloß die Wiederholung des Alten, belegt folgende Neuigkeit: Anlässlich des 20. Jubiläums von „Misplaced Childhood“ plant Fish für 2005 angeblich eine komplette Neuaufnahme dieses wichtigsten aller Marillion-Alben.

Ein furchtbarer Gedanke.

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