Friedrich Ani – Mitschnitt
„Mitschnitt“ versammelt neue Gedichte von Friedrich Ani, der vielen Lesern vor allem als Krimi-Autor ein Begriff sein dürfte. Neben Drehbüchern für den „Tatort“ verfasste er unter anderem die populäre Reihe um den grantigen Ermittler Tabor Süden, die vom ZDF mit Ulrich Nöthen in Szene gesetzt wird. Seine bisher wenig bekannte Lyrikleidenschaft ist natürlich ganz und gar fernsehuntauglich. Ani zeigt sich in „Mitschnitt“ nicht nur von Bob Dylan oder Wolf Wondratschek inspiriert, was ja für viele Schriftsteller seiner Generation nicht untypisch ist, er huldigt zudem Rainer Maria Rilke oder der nahezu vergessenen Österreicherin Marien Haushofer. Ja, sogar ein Abendlied in der Tradition von Andreas Gryphius stimmt Am an. den melancholischen Tonfall des Barock bewusst übernehmend: „Vor dem Schweigen furcht ich mich/ Mit dem ich jeden Abschied bannte.“ Anderswo fasst Ani die Liebe und ihr Gegenteil in poetische Verse; er erzählt vom Vermissen und Verlangen, vom Glück, von Hoffnungslosigkeit, von großstädtischer Einsam- und Zweisamkeit, vom Unterwegssein und vom Ankommen. Seine Sprache bleibt dabei zumeist ungekünstelt, manchmal anrührend, ab und an die konventionelle Metapher nicht scheuend, wobei das Münchner Lokalkolorit zu originellen Vergleichen einlädt, wenn etwa das lyrische Ich etwas getrunken hat, das schmeckte wie „Schumanns Rache an/ Starnberger Mäusemelkern“. Den bajuwarischen Biss und den Witz hat Ani demnach auch in seinen Gedichten nicht verloren. (14,90 Euro)