Gainsbourg – Popstar, Poet, Provokateur :: Regie: Joann Sfar

Sohn russischer Juden, aufgewachsen im von den Nazis besetzten Frankreich, vom Vater zum Klavierspielen gezwungen – schon die Kindheit von Serge Gainsbourg hätte zu einem breiten, melodramatischen Biografiefilm gereicht. Doch der französische Comiczeichner Joann Sfar hat mit seinem Regiedebüt diese Falle gemieden und war auch gar nicht am wahren Leben des späteren Popstars und Sexsymbols interessiert. Statt dessen hat er hoch komisch den Mythos und die Anekdoten um Gainsbourg als rauschhaftes, wildes, knallbuntes Märchen inszeniert. Der Clou dabei ist sein diabolisches Alter Ego, das ihn ständig begleitet und das er selbst nur die „Fresse“ nennt, eine lebensgroße, wie eine Marionette aussehende Figur mit Segelohren und riesiger Nase. Dieses andere Ich versucht er immer wieder loszuwerden, es macht ihn aber erst zu jener Ikone, als die er bis heute wahrgenommen wird.

Gainsbourg, kongenial dargestellt von Eric Elmosnino, brennt für die Malerei, verdient aber als Chansonschreiber bald mehr Geld. Der Kettenraucher komponiert für die blutjunge France Gall (Sara Forestier), deren Vater um ihr sauberes Image fürchtet, und wird von Juliette Greco (Anna Mouglalis) verführt. Ein Höhepunkt auch in erotischer Hinsicht ist Laetitia Casta als Brigitte Bardot, die seinen Welthit „Je t’aime“ entsprechend unserer Fantasie quasi im Bett einsingt, ihn aber aus Rücksicht auf ihren Ehemann Gunter Sachs nicht veröffentlichen will. Als Gainsbourg sich schließlich in Jane Birkin (Lucy Gordon) verliebt, ist das Lotterleben vorbei und die Fresse sichtlich enttäuscht. Zum Ende hin, als er mit Konzeptalben und Reggae experimentiert, macht sich dann doch etwas pathetische Tragik breit. Extras: Making-of. (Prokino/Eurovideo)

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