Gang Of Four

Return The Gift

Nein, das ist nicht die neue Platte von Franz Ferdinand!

„Ist das die neue Green Day?“, fragt jemand in der Verfilmung von Nick Hornbys „High Fidelity“, als im Plattenladen „Suspect Device“ von Stiff Little Fingers läuft. Wenn demnächst die Plattenhändler unseres Vertrauens in ihren Läden „Return The Gift“ von Gang Of Four rauf- und runternudeln (und davon ist auszugehen), wird die Lieblingsfrage verwirrter junger Menschen dagegen lauten: „Ist das die neue Franz Ferdinand?“ Man muß ihnen verzeihen. Die Ähnlichkeit ist groß. Und wenn Jon King in „Damaged Goods“ von süßen Küssen und saurem Schweiß schwärmt, Andy Gills Gitarre und Dave Aliens Baß von Hugo Burnhams Snaredrum aufgezogen um die Wette zucken, fällt es schwer zu glauben, daß die Nummer des Quartetts aus Sheffield schon ein Vierteljahrhundert durchhält und die Popwelt bereits aufrüttelte, als die Franz Ferdinands noch von ihrer Mama ins Bett gebracht wurden oder gar nicht auf der Welt waren.

Verwirrt ist man von der Platte aber auch als alter Anhänger der Band, die Ende der 70er Jahre dem Rock’n’Roll die Dialektik und der Dekonstruktion das Tanzen beibrachte und noch heute den britischen Retro-New-Wavern den Rhythmus vorgibt. Denn die Songs auf „Return The Gift“ klingen vertraut und doch anders. Was daran liegt, daß Gang Of Four ihre Klassiker neu eingespielt haben, ohne viel zu ändern — außer dem Sound. So klingt Burnham endlich nicht mehr so, als ob er einem vom anderen Ende einer Telefonleitung ins Ohr trommeln würde.

Auch wenn Fans in zahllosen Nuancen Divergenzen erkennen und den Pappkarton-Charme der Originale vermissen ‚werden, haben Gang Of Four bei ihrem Wiedervereinigungsprojekt doch das Sperrige und Holprige der Songs ins 21. Jahrhundert hinübergerettet. „Anthrax“ bleibt das verschrobene, mit zwei Gesangsspuren spielende Songskelett, „At Home He’s A Tourist“ die adoleszente Konsumkritik, „I Love A Man In A Uniform“ das sarkastische Agitprop-Drama.

Daß es die neuen Versionen natürlich trotzdem nicht mit der Frische der Originale aufnehmen können und sich auf der beigelegten Remix-CD Ladytron, die Dandy Warhols oder die Yeah Yeah Yeahs an ihnen die Zähne ausbeißen — geschenkt. Um verwirrten jungen Menschen Nachhilfeunterricht in Sachen Postpunk zu geben, reicht das immer noch mehr als aus. Franz Ferdinand sollten gewarnt sein.