Gang Starr – Moment Of Truth

Puff Daddy muß nicht befürchten, er könnte den Rang als erfolgreichster Rapper und Rap-Produzent verlieren. Aber vielleicht wird er

beschämt auf seine Gold- und Platinplatten blicken, wenn er das neue Album von Gang Starr hört. In „Royalty“ rappt Guru über das Geschäftsgebaren und die Gangstagestik im Hip-Hop, der sich populistisch an die Pop-Industrie verkauft habe. Puff Daddy hat die Preise verdorben, wo doch ohnehin jeder Rapper einen Anwalt benötigt, sollte er einen Takt zuviel gesampelt haben. Während man amüsiert darüber nachdenkt, wie sich Guru ereifert, läßt er K-Ci und Jojo von Jodeci einen souligen Refrain anstimmen, so wie es viele tun, der hier aber, ahm, cooler klingt. Mag Puff Daddy auch der Pate des Rap sein, Guru ist die letzte Stimme, der übergreifender Respekt zugebilligt wird. Respekt ist „Hard To Earn“, wie das letzte Gang Starr-Album hieß, und so schwer faßbar wie Romantik. It’sfor reaL Gang Starr sind Guru und DJ Premier, ein Meister an den Plattenspielern, dessen Handschrift sprichwörtlich auch die Alben von Nas und Jeru The Damaja prägte. Am Anfang der Neunziger begründete ihr Debüt J^o More Mr. Nice Guy“ das New Thing, das später Acidjazz hieß, und auf deren Höhepunkt Gurus Projekt Jazzmatazz mit kaum mehr als der Trompete Donald Byrds, einem Beat und seinen Raps den abschließenden Maßstab formulierte. Aus Scratches, scheppernden Schleifen und kurzen, endlos geloopten Melodiensamples konstruierten Gang Starr einzigartige Monumente des Minimalismus, in denen der Jazz stets mitschwang. Diese spirituelle Monotonie läßt sich nicht besser erklären als mit dem früheren Songtitel „Soliloquy Of Chaos“ – eine Formel, die DJ Premier auf JAoment OfTruth“ im Stück „The Rep Growz Bigga“ virtuos wortwörtlich umsetzt: Aus sechs verschiedenen focal-Scratehes baut er eine Hookline, zu der auch noch Guru mit seinem lässig groovenden Zungenschlag rappt. Voila!

Für die Charts ist das natürlich Gift, obwohl Gang Starr durchaus Hits arrangieren könnten. Aber einfach wollen sie es sich nicht machen. Auf „Hard To Earn “ kitzelten sie im Stück „Mass Appeal“ die Erwartungshairungen mit einer enervierenden Melodienschleife, die sich nie auflöst zu dem Ohrwurm, die sie sein könnte. Gang Starr müssen nichts mehr beweisen. Nach fünf Jahren Klausur ist ihr fünftes Album der JMoment OfTruth“ für die Konkurrenz ist zugleich ihre Stunde der Offenbarung. Ganz unangestrengt, immer bei sich selbst und auf ihrer Basis sind sie eingängiger geworden und offener für Soul, Funk und fette Beats. Unmißverständlich eröffnen Gang Starr mit drei typischen Scratch’n‘-Rap-Songs: „bu Know My Steez“, „Robin Hood Theory“ und „Work“. «BJ. vs. Friendship

feat. M.O.P.“ kommentiert „It’s Like That“ von Run DMC vs. Jason Nevins, „Make ‚Em Pay“ nimmt den Style von LL Cool J auseinander. Sie kooperieren mit Inspectah Deck vom Wu Tang-Clan und Scarface von der Westcoast sowie mit vielen MCs aus dem Underground. Gang Starr arbeiteten stets an der Peripherie der Rap-Trends, wirkten dabei jedoch wie das Zentrum des HipHop. Nun haben sie alles auf sich vereint, weise, charismatisch und gelassen. Ex School und Next Schooldas 2Pack dieses Jahrzehnts. 4,0

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