GENEVA FURTHER :: Nude/Sony

„The Next Big Thing“ haben Jesus Jones ironisch ihre erste Single nach langer Pause genannt und klingen dabei wie zu ihren erfolgreichsten Zeiten – bevor sie Techno-Rock entdeckten. Unglücklicherweise hat die Welt nicht gerade auf ihr Comeback gewartet. „Nothing Lasts Forever“ heißt dagegen die Reunion-Single von Echo & The Bunnymen, die dabei kaum an ihren Sound gedacht haben dürften. Der währt nämlich ewig und drei Tage.

Hat die Welt auf eine Band wie Geneva gewartet? Ob Marion wohl bald ein zweites Album machen? Es gibt nichts Neues im Westen. Olle Kamellen müssen mal wieder als neuer Trend herhalten. Nachdem wir bereits mit „The New Wave Of New Wave“ gepeinigt wurden, gibt es nun der Einfachheit halber „New Grave“. Bands, die nicht gerade Partylöwen sind, ihre seelischen Wehwehchen vertonen und das Feld zwischen Joy Division, Echo & The Bunnymen und Radiohead beakkern. Jaul. Stöhn. Wimmer. Und es werden eifrig die 80er Jahre geplündert – ein Jahrzehnt, das uns musikalisch nicht unbedingt Feinkost beschert hat.

Geneva sind die neuen Totengräber aus Aberdeen, Schottland. Sogar das Cover ihres Debüt-Albums erinnert an die Eighties. Der „Melody Maker“ beschrieb Geneva als „Tim Buckley sings Nirvana“. Das ist auch Nirvana gegenüber nicht fak „Further“ wurde von Mike Hedges produziert. Der kennt sich in den 80er Jahren gut aus. Während es seine Band mit dem Rocken über weite Strecken übertreibt, findet Sänger Andrew Montgomery bei den hohen Tönen nicht das Maß der Dinge. Auch will er zu oft zu sehr Ian McCulloch sein (,3est Regrets“ ist Bunnymen pur). Bei „The God Of Sleep“ möchte er sich in Radiohead-Höhen schwingen – ohne allerdings die letzte Intensität eines Thom brke zu erreichen. Das relativ ansprechende „Into The Blue“ läßt indes die munteren Schotten-Popper Big Dish wieder aufleben.

Ein Song aber erhebt sich über alles. Die Single „Tranquilizer“ handelt von einer zum Scheitern verurteilten Beziehung, und obwohl das Ende nah ist, gefallt einem der Gedanke. Der Refrain „Let us be happy while we’re still young“ will nicht mehr aus dem Ohr, dazu jubilieren Streicher und vermitteln ewige Jugend: Und schön sind wir sowieso! Groß! Andrew Montgomery erwähnte kürzlich, daß diesen Song sogar seine Mutter summe. Vielleicht sollte er die alte Dame häufiger konsultieren?

Es ist an der Zeit, alte Chameleons- oder The Sound-Platten, die man persönlicher Erinnerungen wegen noch nicht verkauft hat, zum Flohmarkt zu tragen.

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