Georg Meier :: Kein weiter Weg vom Pudding Shop zum Père Lachaise 

Ein paar dieser Storys spielen in der Gegenwart, die schlechteren. Das ängstliche Unterschichten-Kind, die beiden Kleinkriminellen, die abtauchen müssen, weil sie Drogengeld abgezweigt haben, der überarbeitete Firmenchef, der im Urlaub bemerkt, dass er ohne Arbeit gar kein Leben mehr hat – das sind Abziehbilder, keine echten Menschen.

Überzeugender sind Meiers Geschich­ten, wenn sich seine Erzähler, die mit dem Autor zu einem nicht geringen Teil übereinstimmen, an die Sechziger erinnern, an ihre wilden Jahre als ausbruchswütige Landeier mit der großen­ Sehnsucht im Herzen. Hier weht einen der vergangene Zeitgeist an, hier kann man ein bisschen nostalgisch werden, auch wenn man diese Zeit gar nicht erlebt hat. Aber solche Vintage-Authentizität hat stets ihren Preis. Ein Gefühl, wie wenn man in alten Musikmagazinen blättert.

Diese Storys klingen, als wären sie vor mindestens 30 Jahren geschrieben worden. Jörg Fauser, den Meier hier ganz offensichtlich beerben will, ist auch manchmal schwer erträglich mit seiner unironischen Virilität, seinen abgestandenen Hardboiled-Phrasen und Macker-Platti­tü­den, aber ihn kann man ent­schuldigen. Er ist nun mal fast 25 Jahre tot, Meier schreibt im Hier und Jetzt über eine Vergangenheit mit all ihren längst auf der Strecke gebliebenen Sprüchen und Floskeln.

Im September diesen Jahres wird Schauspieler Martin Semmelrogge mit diesem Buch touren und – wie er es schon einmal getan hat – die Stories von Georg Meier lesen. Wie das klingt, kann man in diesem Snippet hören, das Semmelrogge exklusiv für uns eingesprochen hat:

Martin Semmelrogge liest „Hotes“ aus dem neuen Story-Band von Georg Meier by Rolling Stone Magazin

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