Get Well Soon – Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon :: Perlekle Produktion aus dem Schlafzimmer: Was der alles kann!

Ein ausgesprochen musisches Kind, aufgewachsen in einer gutbürgerlichen, oberschwäbischen Familie. Konstantin Gropper bekam ab dem fünften Lebensjahr Cello-Unterricht, zur Kommunion gab’s ein Schlagzeug, und später folgte die Ausbildung an der Konzertgitarre-linker Fuß auf einem kleinen Schemel, Rücken gerade, das Instrument fest an der Brust. Dass der Bub mit 20 dann eine Sturm-und-Krach-Phase in Form einer Grunge-und-Noise-Band erlebte, ist da nur verständlich.

Fünf Jahre später veröffentlicht Gropper, der seit neuestem in Berlin lebt, die Songs, an denen er vier Jahre lang schrieb und feilte, als beeindruckend souveränes Debüt. „Reat Now, Weary Head! Ton Will Get Well Soon“ ist vor allem eine Übung in perfekter musikalischer Form. „Prelude“ thematisiert einleitend den Titel und den darin enthaltenen Namen des Projekts. Das klingt so emotional und großorchestral, als hätte ihm Conor Oberst persönlich zur Seite gestanden: Glockenspiel, Vibrafon, und eine präzise und wohlklingende Stimme. Und wenn dann die Streicher, Bläser und das Schlagzeug einsetzen, fragt man sich schon: Wie hat der das eigentlich gemacht, im Heimstudio? Die geigende und singende Schwester hat angeblich geholfen, auch der trompetende Cousin. Erstaunlich ist der volle, perfekt produzierte u nd arrangierte Sound des Albums dennoch. Auf der Bühne wird dafür eine siebenköpfige Band benötigt.

Auch „You/Aurora/You/Seaside“ ist überwältigend in seiner Klangfülle, klingt dabei allerdings wie ein Beirut-Song mit stärker betontem Beat. Zumal Gropper auch Zach Condons Stimme sehr gut trifft. Gut, dass es als Kontrast Songs wie „Born Slippy Nuxx“ gibt, eine atmosphärisch schüchterne Interpretation des unverwüstlichen Underworld-Gassenhauers. Spätestens hier wird klar, dass es bei Get Well Soon nicht um Exzesse und grelles Anderssein geht. Konstantins Vater ist Musiklehrer, die Kinder sind überwiegend mit Klassik aufgewachsen. Wir wollen uns vorstellen, dass die Familie Gropper an so manchem Winterabend beieinandergesessen ist und musiziert hat. Anfangs die Klassiker, sicher, aber später auch die unterschiedlichsten Genres der Popmusik. „Your Endless Dream“ ist jedenfalls eine traumhafte Fusion so vieler großer Einflüsse, von Morricone über Scott Walker bis Interpol.

Das ist nicht radikal, nicht innovativ-und will es vermutlich auch gar nicht sein. „Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon“ sagt 14 Songs lang: „Guckt mal, was ich kann!“ Die Arrangements sind tatsächlich atemberaubend. Wenn das wirklich alles nur mit der Familie eingespielt wurde – was das Info der Plattenfirma behauptet —, dann werden wir von Konstantin Gropper sicher noch einiges hören.

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