Giant Sand :: Chore Of Enchantment

Howe Gelb mit den Calexico-Männern Burns und Convertino

„Arizona must be a really stränge place if people end up doing music like this“: So muss es sein – oder vielleicht auch genau anders herum, betrachtet man das Phänomen Giant Sand und deren besessenen, eigenbrötlerischen, notorischen Motor und Band-Vorsteher Howe Gelb, der den Anti-Rockstar und Totalverweigerer verkörpert wie sonst kaum einer. Die Kumpel Convertino und Burns halten ihm die Treue, wiewohl als Calexico erfolgreich.

„Chore Of Enchantment“ ist Gelbs 1997 gestorbenen Freund Ptacek gewidmet, dem im Song „Shrine“ auch das letzte Statement gehört, eine akustische Slide-Gitarre und ein Auszug aus seiner Lieblingsoper.“ Gelb und Giant Sand – immer eine unterbewertete Randnotiz der Rock-Geschichte. Zu erratisch, zu unstet und auch qualitativ schwankend ist Gelbs Katalog, sind seine Launen und Idiosynkrasien. „Chore Of Enchantment“ ist der beste Grund, neuerlich auf Howe Gelb aufmerksam zu machen. Es ist ein phantastisches Kleinod, ein Anachronismus, der einmal mehr vom scheinbar nicht vorhandenem Zusammenhang, der Vielfalt der Texturen lebt. Ob völlig akustische „Dirty From The Rain“, ein Bericht zur Lage zur Nation („Better off to just go away than stick around here and stay and face the nation, dirty from investigation“) oder das wunderschöne „Shiver“, nicht zu vergessen das eruptive „1972“ und das von Neil Young inspirierte „Satellite“ inklusive Feedback galore – Gelb gefällt diesmal mit allen Registern.

Auf die prominente Gästeliste muss man gar nicht erst verweisen: Es gibt nicht einen schlechteren Song auf dem Album, und da es so viel zu entdecken gibt, muss man nur noch einmal von vorn beginnen und auf eine Reise durch Amerika gehen, während die Bilder im Kopf zu laufen scheinen. Das hat Giant Sand immer ausgemacht: noch einmal die Topografie der Imagination vermessen.

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