Global Village
Virginia Rodngues
NÖS iHANNIBAL/INDIGO) Das bisher schönste Geschenk, das sich Brasilien zum 500. Jahr seines Bestehens macht Die Dame mit der fülligen Altstimme aus Salvador fuhrt auf ihrem zweiten Album vor, dass sich die baianischen Carnaval-Songs der lärmenden Afro-Blocos gerade in einem „klassischen“ Umfeld zu anrührender Schönheit entfalten können. J^ös“ ist durchtränkt von der Magie der afrobrasilianischen Candomble-Rituale, und glänzt in den sparsamen Arrangements (Streichet, Gitarre und minimale Blechbläser-Sektion) mit zauberhaften lautmalerischen Einfällen, in denen sich Erinnerungen an die Trommelfeuer der Blocos mit den Naturlauten der Tropen paaren. Wer die wuchtige Dame bei einem ihrer wenigen Konzerte in Deutschland erlebt hat, wird diesen Anblick nicht vergessen: Erst sitzt sie bewegungslos auf einem Schemel und singt sehr feierlich, dann gerät sie allmählich in Wallung, schließlich tanzt sie mit erstaunlicher Wendigkeit auf den Fußballen am Publikum vorbei, das mit rhythmischem Klatschen die Percussion unterstützt. Um ihre Karriere hat sich Joe Boyd bemüht, der Produzent von Nick Drake und der Incredible String Band. Freilich bisher vergeblich: Nur Liebhaber folkloristischer Spezialitäten kamen zu den Auftritten, die in der Kirche am richtigen Ort waren. Die Rodriguez singt zu den Erleuchteten glücklich, wer dabei ist 4,5
Sine Deep Water Dropoff
( Wl C Kl.0 W/ BMG CLASSICS) Die Nesthäkchen auf dem neuen Label des Chieftains-Pfeifers Paddy Moloney trumpfen mit einem gewagten Spagat zwischen New Age-Atmospherics, TripHop und ausgeklügelter Einflechtung irischer Fiddle- und Dudelsack-Töne auf. Und ohne mit der Wimper zu zucken, zapfen sie bretonische Tradition genauso selbstverständlich wie ein Cassandra-Wilson-Stück an und verbeugen sich vor Methenys Tastenmann Lyle Mais. Daran werden selbst progressive Folkies zu knabbern haben. 4,0
Simentera Cabo Verde en serenata (Piranha/efai
Die Kapverden und die Schwermut dank Cesaria Evora eine seit Jahren überstrapazierte Assoziation. Die Sangeskönigin zieht ein Publikum aus Pauschaltouristen und Zivilisationsmüden in die Konzerthallen, das sonst nur vom Buena Vista Social Club aus dem Haus gelockt werden kann. Fürsonnige Horizonterweiterung sorgen nun diese neun Musiker. Unentdeckte Rhythmen wie die karnevaleske Funanä oder die atlantische Samba-Variante überraschen mit ihrer Vielfalt, majestätisch stolziert die Percussion unter ergreifenden Frauenstimmen oder kräftigen Männerchören; Tenorsaxofon und altersschwaches Akkordeon fügen weitere Pastelltöne hinzu. Und alles kommt mit der milden Ausgelassenheit einer Hinterhof-Party im engsten Familienkreis daher. Da taumeln die Kapverden, und der Laie wundert sich.4,0
Black Star Liner Twelve Inch Confrontation Mix
(ECHO BEACH/INDIGO) Endlich! Waren die Alben der kulögen British Asians bislang nur über Import an Land zu ziehen, überraschen die Hamburger von Echo Beach jetzt mit einer Neuauflage rarer EP-Stücke aus der Frühgeschichte der Band. Eine betörende Einstiegsdroge ins Reich skurriler indisch-britischer Instrumentalpop-Perlen, die entdeckt werden wollen.4,5