Gomez – Split The Difference

In komische Gesellschaft ist das heute zu vier Fünfteln in Brighton residierende Quintett da zuletzt geraten. Und das ausgerechnet an Silvester! Da waren Gomez, eine Band, die bei aller wohlverarbeiteten Americana doch immer very british blieb, eingeladen auf die Party von String Cheese Incident, die ihr Jam-Volk schon mal mit einem Bongo-Solo ins Nirvana schicken. Einem 15-minütigen Bongo-Solo.

Was Wunder, dass die Briten, wieder daheim im ablenkungsfreien Hinterhof-Studio, die große Sehnsucht nach Maß und Stringenz überkam, Qualitäten, die sie zuletzt auch selbst an „experimentellen“ Ufern eingebüßt hatten. Und damit sie ihren eigenen Titel „We Don’t Know Where We’re Going“ Lügen strafen konnten, haben sich Gomez zur Sicherheit erstmals einen externen Produzenten genommen, Tchad Blake.

Statt also weiter verzweifelt nach Break-Beats und Low-Fi-Electronica zu fahnden wie zuletzt auf „In Our Gun“, verlässt sich die etwas andere Garagenband lieber wieder auf ihr Trademark seit dem 98er Debüt „Bring It On“. Und wenn sich zum schön verzerrten Gesang, wie in der UK-Single „Catch Me Up“, noch eine veritable Melodie gesellt, kann ein Rückschritt eben auch wieder ein kleiner Schritt nach vorn sein. Auch „Silence“ ist so ein einfacher Kracher, gespielt mit der Verve und dem Stilbewusstsein einer irgendwie überlebenden Mod-Band, mit cleveren Answer-Vocals und Synth-Wellen, die sich an Gitarren-Klippen brechen. Dazu schimmern der verspielte Sing-A-Long „Me, „You And Everybody“, das schwelgende „Sweet Virginia“ und der Minimalismus von „Meet Me In The City“. Während Stücke wie „Where Ya Going?“ immer auch ein wenig willkürlich zusammengesetzt wirken. Doch meist wissen Gomez heute durchaus (wieder), wo’s für sie lang geht. Bis zur nächsten Jahreswende zumindest.

JörgFeyer 3,5 Bernd Begemann & Die Befreiung Unsere Liebe ist ein Aufstand Begemann mit neuer, junger, auch noch cooler Band – man hört, wie sich viele Zehennägel kräuseln, zu Unrecht. Das ist zwar nur gut geprobter Pop-Rock-Standard (mit besonderem Piano),aberdie Musik trägt Begemanns Stimme in allen Lagen und Stellungen wieauf Händen. Die Songs: ausnahmslos Triumphe, wundervolle Ausbuchstabierungen urbaner Sehnsucht und der Peinlichkeiten, die ihre Nicht-Erfüllung mit sich bringt: wie er nach dem One-Night-Stand Kaffee mit Handwerkern trinkt, wie die Geliebte sich doch kein Tattoo machen lässt, wie die Band zerbricht – „aber es lag auch immer am Monitormischer“. Wie von ihm gewohnt: ein treuer, verlässlicher Freund, (limitiert mit Live-CD)

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