Gram Parsons :: Sacred Hearts & Fallen Angels: The Gram Parsons Anthology

Wunderbare Compilation mit den schönsten Songs des Genies.

Von Sid Griffin ist die Behauptung überliefert: „‚Grievous Angel‘ is arguably the modern era’s best country album.“ Was ihn zumindest als den größten lebenden Gram-Parsons-Fan qualifiziert. Der hatte seinerseits -„The Freewheelin‘ Bob Dylan“ war gerade erschienen – in einem Brief an einen Freund geschrieben: „Ich bin sicher, dass meine Musik mal so groß sein wird wie die von Bob Dylan.“ Aber der wurde unlängst 60, Parsons gerade mal 26. Weil Kunst und Leben nämlich nicht dasselbe sind.

Als großer Louvin‘ Brothers-Fan sang Parsons deren Gospel-Klassiker „The Christian Life“ so gar nicht ironisch, wie das dann Roger McGuinn in seiner Aufnahme für „Sweetheart Of The Rodeo“ tat. Nur: An die Botschaft des Liedes hielt er sich dann doch nicht. Einmal in London in Gesellschaft der Rolling Stones auf den Geschmack gekommen, quartierte er sich zurück in L. A. nach dem kommerziellen Flop des Debütalbums der Flying Burrito Brothers im Chateau Marmont ein, das nicht für den christlichen Lebenswandel seiner Gäste bekannt war. Während der „Exile On Main Street“-Sessions in Nellcote war seine tägliche Heroin-Dosis angeblich schon so groß wie die von Keith und Anita zusammen. Der amtliche Vermerk auf seinem Totenschein besagte, dass man im Blut einen Mix aus Alkohol, Kokain, Speed und Morphium fand. Zuviel, als dass er da noch den nächsten „Tequila Sunrise“ erleben konnte.

Dabei war er angeblich fast schon wieder clean, als er sich die tödliche Dosis spritzte. Keith Richards soll seinen Tod mit versteinertem Gesicht zur Kenntnis genommen haben. Vielleicht hätte er seinem Kumpel ja rechtzeitig den Tipp mit der Blutwäsche geben sollen. Nur war der auf einem Todestrip, der ihn zur Legende machte.

Mittlerweile ist von den Aufnahmen, die Gram Parsons zwischen 1963 und 1973 machte, so gut wie jede Note veröffentlicht worden, sogar die von den Demos, die er in seiner depressivsten Phase – gefeuert von den Flying Burrito Brothers und ohne Plattenvertrag – um 1971/72 machte. Die Rhino-Anthologie ist das nahezu perfekt gelungene Destillat. Da fehlen zwar gänzlich die frühen Folk-Aufnahmen, die postum auf „The Early Years 1963-65“ und kürzlich auf der von Sundazed publizierten Kollektion „Another Side Of This Life – The Lost Recordings, 1965-1966“ kamen. Auf den zwei randvollen Plättchen war dafür schlicht kein Platz mehr. Auf vier, fünf Honky-Tonk-Aufhahmen der beiden Solo-LPs musste man aus demselben Grund auch verzichten.

Aber im Übrigen ist das wirklich die definitive „Best Of‘-Auslese: Aus den Aufnahmen mit der International Submarine Band, mit den Byrds und den Flying Burrito Brothers, vom Rundfunk-Mitschnitt mit den Fallen Angels und mit jener hochkarätigen Band, die er für „GP“ und „Grievous Angel“ engagiert hatte. „The Return Of The Grievous Angel“ findet man hier im Single-Remix von 1982, die vormals über diverse FBB-Sampler verstreuten Raritäten in derselben hervorragenden Klangqualität wie auf deren letzten Remaster-Editionen. Sprich die Cover-Version von „Sleepless Nights“ in der Fassung, für die Emmylou Harris die Gesangsspur des Duetts mit GP 1976 noch einmal neu aufgenommen hatte.

Für die Liner Notes verpflichtete man nicht Sid Griffin und auch nicht Ben Fong-Torres, Autor der GP-Biografie „Hickory Wind“, sondern Holly-George Warren. Die bringen dennoch in gebotener Kürze auf den Punkt, warum Gram Parsons zu der größten Kultfigur des Country Rock wurde. Den Begriff hatte der übrigens immer gehasst und seine Musik als „White Soul“ bezeichnet. Eigentlich hatte er damit Recht.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates