Grant Lee Buffalo – Jubilee :: SLASH/MOTOR MUSIC
Andauernde Erfolglosigkeit kann die Grundfesten der verworrensten Band erschüttern. Vor allem, wenn man – wie Grant Lee Buffalo – schon seit Jahren von Kritikern wie Kollegen um den Bart geschmiert bekommt, wie toll man doch sei. „Es fühlte sich gut an, all die alten, eingefahrenen Regeln, wie GLB zu sein hatten, über Bord zu werfen“, jubiliert Drummer Joey Peters, das einzige, indirekte Statement zum Abgang von Bassist Paul Kimble, nachdem auch das große Verfallsepos „Copperopolis“ auf Grund gelaufen war. Oder sollen wir dem wild entschlossenen „Truly Truly“ trauern, in dem Grant Lee Phillips singt: „It’s been a while since we dropped our guard and cracked a smile, don’t you think it’s overdue?“
Der Abgang Kimbles ist freilich weniger bedeutsam als Phillips‘ schwindende Kräfte als Americana-Mythologe. Seit dem Debüt „Fuzzy“ und bittersüßen Legenden wie „Jupiter & Teardrop“ hat es die Band – darin Cracker vergleichbar – weder in die Rootsnoch in die Rock-Ruhmeshalle gebracht Auch kommerziell wurden alle Erwartungen enttäuscht. Nun tendiert Phillips zum Rock und zu Gästen, während die Songs immer planer werden.
In das Vakuum, das Kimble, der Produzent, hinterlassen mußte, stießen für Jubilee“ jedenfalls hochdotierte Gast-Fans (Michael Stipe, eels), bewährte Session-Könner (Greg Leisz), Dan Rothschild (Ex-Tonic) als Bassist (und nur das) und vor allem Produzent Paul Fox (u.a. XTC, Robyn Hitchcock). Hatte Kimble stets das hintergründige Detail des The Band-meets-Glam-Bastards im Visier, das sich erst allmählich herauszuschälen beginnt, geht es Fox vor allem um Dichte und Präsenz eines insgesamt rocklastigeren Sound. Natürlich schreibt Phillips nach wie vor die eine oder andere Melodie, die der Himmel geschickt hat, natürlich brennt sein Falsett so durchdringend wie eh und je. Doch nur die überdrehten Honky-Tonk-Etüden des Titelsongs und das schwül-theatralische „The Shallow End“ gehören wirklich in die avisierte große Vaudeville-Show, die, so Phillips, „unterhalten und zugleich befreien“ könne. Eine Nummer kleiner könnte ein Schuh draus werden.
Gesamteindruck: So viele Regeln wurden denn doch nicht über Bord geworfen, nachdem der Lotse gegangen war. Und: Man darf gespannt sein, wann, wo, mit wem Dr. Kimble wieder auftaucht. Wenn er nicht gleich ewig auf der Flucht bleibt.