Hank Williams Revisited :: I’ll Never Get Out Of This World Alive :: TRIKONT/INDGO

Das Grauen ist überall, es ist unfaßbar und unbesiegbar, und es macht die Menschen stumm. Deshalb werden die, die angesichts des Schreckens noch Worte finden, von allen geliebt, aber das hilft ihnen auch nicht weiter. Hank Williams kam aus armseligen Verhältnissen, tauschte, nachdem er mit viel Mühe zu Starruhm und Geld gekommen war, das armgegen ein unund starb, gezeichnet von Alkohol, musikalischer Ausbeutung, zerstörten Gefühlen und dem unerreichbaren Ideal eines bürgerlichen Lebens, so, wie er den letzten Teil seines Lebens zugebracht hatte: im Auto. Er war 29 Jahre alt.

Wer schnell lebt und jung stirbt, wird oft zum Helden, doch Williams hatte auch Talent. Und die Geschichte auf seiner Seite: Er artikulierte Lust und Leid des weißen Mannes, ab es Rock’n’Roll noch nicht gab und Blues für Bleichgesichter unverständlich war, denn Verständnis hätte bedeutet, daß man dieselben Gefühle hätte wie ein Neger. Na, dann lieber gar keine. Williams hatte mit den Schwarzen weniger Probleme, lernte von ihnen den Blues sowie von Jimmie Rodgers und Ernest Tubb die Country-Liedkunst und sang fortan für weiße Stetson-Träger im Hillbilly-Outfit Dafür wurde er zur Legende – so wie Elvis Presley, der mithilfe der Nachfahren der Sklaven kurz darauf den Rock’n’Roll schuf.

Williams musikalische Jammertäler werden seither immer wieder gern bereist, weshalb dies auch nicht das erste Hank-Williams-Cover-Album ist und sicherlich nicht das letzte. Dafür jedoch ein recht stimmiges, was angesichts der aufgebotenen Kräfte aber nicht wundert: Wenn Freddy Fender, Beasts Of Bourbon, Hasil Adkins, Link Wray, die Residents oder Jad Fair „I Can’t Help It (I’m Still In Love With You)“ oder „Jambalaya“ singen, kann nichts schiefgehen. Von der Weltseele Townes Van Zandt sowieso mal abgesehen. Aber auch andere Kandidaten überzeugen: Die fröhlichen NRBQ arbeiten sich mit der Country-Sängerin Skeeter Davis eminent gefühlvoll durch „May You Never Be Alone Like Me“; Swamp-Party-Meister Buckwheat Zydeco bewältigt mit Dwight Yoakam „May You Never Be Alone Like Me“.

Mäßig bis übel wird es eigentlich nur, wo der Spaß kommen soll: Alfred A. Alfa, ein singender Knabe, ist mit seiner gefiepsten Version von „Your Cheatin‘ Heart“ ebenso überflüssig wie der charakterlose Trash von Teenage Larvae und der Reggae der französischen APC Allstars, die als post-postmodern verbrämt werden – und „postmodern“ ist nun mal nur ein anderes Wort für ahnungsloser Scheißdreck. Aber nur nicht kleinlich werden: 20 gute bis brillante, manchmal sogar ergreifende Versionen alter Hank-Williams-Songs lassen so etwas großmütig übersehen. Denn es gibt Schlimmeres in der Welt Überall.

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