Hank Williams :: The Essential :: Metro
Die vor einiger Zeit von Trikont veröffentlichte Williams-Retrospektive in Ehren. Aber für alle, die sowohl das vor Jahren erschienene Box- Set mit all seinen Singles als auch das längst leider wieder gestrichene „The Complcte Hank Williams“ verpassten, ist diese lächerlich billige Doppel-CD mit schlappen 52 seiner besten Aufnahmen im Zweifelsfall die erste Wahl. Zwar hätte man etliche davon zweifellos klangtechnisch etwas besser restaurieren können, auch und nicht zuletzt so wichtige wie „Take These Chains From My Heart“, das wenige Monate vor seinem Tod wochenlang Nr. 1 der Hitparade war. Aber eine kompaktere, seinem Rang gerecht werdende Auswahl der besten Aufnahmen der MGM-Jahre gab’s nie zuvor auf zwei CDs.
Hier sind alle, die den Schmerzensmann der Country- und jeder Musik zur Legende machten. Er sei „a classic American death“ gestorben, behaupten die Liner Notes. Aber das ist natürlich pathetischer Nonsense. Hank wusste zwar, was er mit dem prophetischen, (selbst)ironischen „I’ll Never Get Out Of This World Alive“ sang. Aber weder lebte dies selbstzerstörerische Genie ein stinknormales amerikanisches Leben, noch starb er einen klassischen amerikanischen Tod. Seine Lieder sind in ihrer verzweifelten Radikalität und Hellsichtigkeit der exakte Gegenentwurf zur gegenwärtigen amerikanischen Trost-Populärkultur, also aktueller denn je. Dass er in den Liner Notes als „Hillbilly-Shakespeare“ bezeichnet wird: geschenkt. Am Ende trat der Mann wieder in billigen Kaschemmen auf, wo man ihn nicht als Superstar hofierte. Zum Idol, zur Ikone und zum Mythos wurde Hank erst posthum.
Sein Tod war so wenig tröstlich, wie Guy Peellaert ihn in den „Rock Dreams“ zeichnete: Tod eines Handlungsreisen in Sachen Musik, der über den white trash Amerikas Profunderes erzählte in den zweieinhalb bis drei Minuten langen Liedern als manche Soziologen in dicken Wälzern. Von späteren Historikern und dem Hollywood-Kino jener eskapistischen Jahre zu schweigen.
Dazu passen sogar die auch bei dieser Retrospektive nicht zu überhörenden aufnahmetechnischen Unzulänglichkeiten. Hank Williams, in einem modernen Digital-Studio in Nashville „Moanin‘ The Blues“ singend? Niemals.